A Real Pain

A Real Pain“ zeigt zwei Cousins, die mit alten Spannungen nach Polen reisen. Benji wirkt unberechenbar und laut, David hingegen kontrolliert und vorsichtig. Was als familiäre Gedenktour beginnt, wird schnell zu einem persönlichen Prüfstein. Unterschiedliche Lebensentwürfe treffen auf enge Zeitfenster, überlagerte Erinnerungen und stille Vorwürfe. Ihre Reisegruppe wird zur Bühne für aufgestaute Gefühle. Schon bei den ersten Denkmälern treffen Haltung und Erwartung frontal aufeinander. Die Eskalation folgt in klaren Etappen, denn Benji geht immer weiter aus sich heraus, während David gleichzeitig versucht, Ordnung zu wahren.

A Real Pain
Dauer: 90 Min.
FSK: ab 12 Jahren
Jahr:
Regie: Jesse Eisenberg
Produzenten: Dave McCary, Jesse Eisenberg, Ali Herting
Hauptdarsteller: Jesse Eisenberg, Kieran Culkin, Will Sharpe
Nebendarsteller: Jennifer Grey, Kurt Egyiawan, Liza Sadovy
Studio: Topic Studios, Fruit Tree
Sprachen: Deutsch, English

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In intensiven Gesprächen mit den anderen Gruppenmitgliedern erkennt David, wie tief der Bruch mit Benji tatsächlich sitzt. Auch James, der Reiseleiter, beginnt infolgedessen umzudenken und seine Haltung zu überdenken. Später in Majdanek verdichten sich die aufgestauten Emotionen zunehmend. Das Gespräch auf dem Hoteldach bringt nicht nur alte Schuld, sondern auch tiefe Verletzungen ans Licht. Was ursprünglich als Erinnerungstrip begann, wirft dadurch neue Fragen über Nähe, Verantwortung und mögliche Versöhnung auf. Schaffen es Benji und David, trotz aller Differenzen wieder aufeinander zuzugehen?

Besetzung, Drehorte & Infos

Der Film „A Real Pain“ stammt von Jesse Eisenberg, der Regie führte, das Drehbuch schrieb und gleichzeitig die Hauptrolle als David Kaplan übernahm. Kieran Culkin spielt dessen Cousin Benji Kaplan, der mit bissigem Humor und provokanter Art auffällt. Ergänzt wird die Besetzung durch Will Sharpe als James, Jennifer Grey als Marcia und Kurt Egyiawan als Eloge. Produziert wurde der Film von Eisenberg, Dave McCary, Ali Herting, Emma Stone, Jennifer Semler und Ewa Puszczyńska. Die Kameraarbeit stammt von Michał Dymek, der Schnitt von Robert Nassau. Die Dreharbeiten fanden von Mai bis Juni 2023 in New York City und an verschiedenen Drehorten in Polen statt.

„A Real Pain“ feierte seine Premiere am 20. Januar 2024 beim Sundance Film Festival und wurde später auf über zwei Dutzend internationalen Festivals gezeigt, darunter in Zürich, London und Chicago. Der Film kam am 1. November 2024 in ausgewählten US-Kinos und am 16. Januar 2025 in Deutschland ins Kino. Gleichzeitig wurde er in den USA auf Disney+ veröffentlicht. Das Drama mit komödiantischen Elementen hat eine Laufzeit von 90 Minuten und erhielt die FSK 12. Mit einem Budget von drei Millionen US-Dollar erzielte der Film weltweit 19,6 Millionen US-Dollar an den Kinokassen.

Besondere Aufmerksamkeit erhielt „A Real Pain“ für Kieran Culkins Darstellung, die ihm eine Oscar-Nominierung, einen Golden Globe und zahlreiche Kritikerpreise einbrachte. Auch Jesse Eisenberg wurde mehrfach ausgezeichnet, unter anderem mit dem Waldo Salt Screenwriting Award. Die Produktion wurde für über 100 Preise nominiert und gewann mehr als 40, darunter den Critics’ Choice Award für die beste Filmkomödie. Der Film schaffte es in die Bestenlisten des American Film Institutes und des National Board of Review.

Inhalt & Handlung vom Film „A Real Pain“

Am Flughafen JFK wartet Benji Kaplan auf seinen Cousin David, mit dem er gemeinsam eine Reise nach Polen antreten will. Sie möchten mit dem Erbe ihrer verstorbenen Großmutter eine jüdische Gedenktour unternehmen, um sich ihrer Herkunft zu nähern. Dabei hoffen sie, deren ehemalige Heimat zu besuchen und gleichzeitig ihrer Familiengeschichte näherzukommen. Zwischen den beiden entstehen jedoch schnell Spannungen. Denn David lebt ein geordnetes Leben, während Benji als freier Geist ohne feste Richtung agiert. Diese Gegensätze, die immer wieder aufeinanderprallen, sorgen regelmäßig für Auseinandersetzungen. Dennoch treten sie gemeinsam die Reise an, obwohl unausgesprochene Erwartungen und alte emotionale Konflikte weiter zwischen ihnen stehen.

In Warschau treffen sie auf ihre Reisegruppe, darunter ein Ehepaar, eine geschiedene Kalifornierin sowie Eloge, ein Überlebender des Völkermords in Ruanda. Der ruhige Tourleiter James führt sie zu mehreren Erinnerungsorten. Während David sich im Hintergrund hält, bringt Benji mit provokativen Aktionen Leben in die Gruppe. Er inszeniert eine Szene beim Denkmal des Warschauer Aufstands. David empfindet Scham, während Benji die anderen mit seinem Einsatz beeindruckt. Sein Verhalten polarisiert, doch es reißt die Gruppe mit. Erste Risse in der Beziehung der Cousins treten deutlicher hervor.

Versöhnung im Schatten der Vergangenheit

Die Weiterreise nach Lublin verläuft nicht ohne Zwischenfall, denn Benji hadert mit dem Luxus der Reise, sodass beide die Haltestelle verpassen. In Lublin angekommen, sorgt Benji erneut für Unruhe, weil er James’ sachliche Art kritisiert, emotionale Tiefe zu vermeiden. Die Gruppe zeigt Verständnis für Benjis Perspektive, während sich David gleichzeitig innerlich zurückzieht. Beim Abendessen eskaliert schließlich die Situation. Benjis Verhalten führt direkt zum Eklat. David spricht daraufhin offen über seine widersprüchlichen Gefühle zu Benji. Er schildert Bewunderung und Frust, aber eben auch seine Überforderung nach Benjis Suizidversuch.

Am letzten Reisetag besuchen sie gemeinsam das Konzentrationslager Majdanek. James bedankt sich bei Benji für dessen ehrliches Feedback, das ihn zum Nachdenken bringt. Später rauchen die Cousins gemeinsam auf dem Hoteldach, wodurch ein Gespräch über ihre Distanz folgt. David gesteht, dass Benjis Lebensfreude ihn nach dessen Suizidversuch tief verunsicherte. Diese Offenheit bringt schließlich beide einander näher. Der Austausch wirkt deshalb heilsam. Es gelingt ihnen, das Schweigen zu brechen, das lange zwischen ihnen stand. Die Reise beginnt, ihre Wunden sichtbar zu machen, und setzt erste Schritte zur Heilung in Gang.

Am nächsten Tag besuchen sie das frühere Haus ihrer Großmutter in Krasnystaw. Benji erinnert sich an einen prägnanten Moment mit ihr, der ihn damals wachgerüttelt hatte. David schlägt vor, Steine zum Gedenken zu platzieren, wird jedoch von einem Nachbarn unterbrochen. Zurück in New York, lehnt Benji Davids Einladung ab, woraufhin David ihn impulsiv ohrfeigt. Die Geste bringt eine überraschende Versöhnung. Beide versichern sich ihrer gegenseitigen Zuneigung. David kehrt zu seiner Familie zurück und legt einen Stein auf seine Türschwelle. Benji bleibt am Flughafen sitzen und beobachtet erneut still die Reisenden.

Filmkritik und Fazit zum Film „A Real Pain“

Jesse Eisenberg gelingt mit „A Real Pain“ ein feinfühliges Drama, das Humor und Ernst klug verbindet. Die Geschichte zweier Cousins, die sich bei einer Gedenkreise in Polen wieder annähern, verläuft in ruhigen, aber eindrucksvoll inszenierten Bahnen. Eisenberg setzt bewusst auf Kontraste zwischen Vergangenheit und Gegenwart. Während die Schauplätze kollektive Erinnerung hervorrufen, treiben persönliche Konflikte die Handlung voran. Die Kamera fängt diese Momente mit zurückhaltender Präzision ein. Dabei entstehen Bilder, die sich nicht aufdrängen, aber nachwirken. Die emotionale Dynamik zwischen den Figuren bleibt jederzeit spürbar und entwickelt eine ungezwungene Kraft.

Kieran Culkin liefert als impulsiver Benji eine nuancierte und vielschichtige Leistung. Er zeigt eine Figur, die provoziert, irritiert und gleichzeitig berührt. Eisenberg gibt seinem ruhigeren Gegenpart David eine glaubhafte Tiefe. Zwischen Vorwürfen, Schweigen und vorsichtiger Annäherung entstehen Spannungen, die glaubwürdig bleiben. Der Film lebt von der Wechselwirkung dieser beiden Figuren. Keine Szene wirkt überladen oder sentimental. Vielmehr entsteht durch kleine Gesten ein fortwährender Prozess des Sich-Verstehens. Die Beziehung entwickelt sich nicht sprunghaft, sondern wächst durch Reibung. Gerade diese Unaufgeregtheit macht die Wirkung des Films aus.

„A Real Pain“ zeigt, wie Vergangenheit und Gegenwart kontinuierlich miteinander ringen können. Dabei verzichtet Eisenberg bewusst auf moralische Deutungen oder klar formulierte Antworten. Stattdessen schafft er gezielt Raum für Unsicherheit und individuelle Wahrnehmung. Der Film stellt daher nicht die historische Dimension in den Vordergrund, sondern betont den persönlichen Umgang mit Erinnerung. Durch gezielte Brüche, aber auch durch humorvolle Momente bleibt die Atmosphäre durchgehend lebendig. Das Drehbuch setzt auf Zwischentöne, vermeidet übertriebene Dramatisierung und gibt seinen Figuren dadurch spürbare Würde. Die Geschichte im Film wirkt überzeugend, weil sie Widersprüche zulässt und emotionale Ordnung nicht erzwingt.

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