Contra

Die Komödie „Contra“ zeigt den Zusammentreff zweier Menschen, die unterschiedlicher kaum sein könnten. In einem akademischen Umfeld, das von Konkurrenz und Vorurteilen geprägt ist, begegnen sich eine junge Jurastudentin und ein Professor, dessen Weltbild ins Wanken gerät. Der Film setzt auf Sprache als Bühne und auf Argumente als Waffe. Dabei verschiebt sich der Blick von gesellschaftlichen Rollen hin zu individueller Verantwortung – leise, aber eindringlich.

Contra
Dauer: 104 Min.
FSK: ab 12 Jahren
Jahr:
Regie: Sönke Wortmann
Produzenten: Christoph Müller, Tom Spieß
Hauptdarsteller: Nilam Farooq, Christoph Maria Herbst, Hassan Akkouch
Nebendarsteller: Ernst Stötzner, Meriam Abbas, Mohamed Issa
Studio: Constantin Film
Sprachen: Deutsch, English

Jetzt online anschauen

Naima Hamid, Tochter einer marokkanischen Familie, studiert Jura an der Goethe-Universität. Nach einem öffentlichen Eklat mit Professor Pohl muss sie sich zwischen Kränkung und Ehrgeiz entscheiden. Ein gemeinsames Projekt zwingt beide, einander zuzuhören und Grenzen zu hinterfragen. Aus gegenseitiger Abwehr entsteht Respekt, aus Misstrauen entsteht ein Dialog. Kann Verständnis dort wachsen, wo Vorurteile lange den Ton bestimmten?

Besetzung, Drehorte & Infos

Der deutsche Spielfilm „Contra“ erschien 2020 und stammt von Regisseur Sönke Wortmann. Das Drehbuch schrieb Doron Wisotzky, während Christoph Müller und Tom Spieß die Produktion übernahmen. Martin Todsharow komponierte die Musik, Holly Fink führte die Kamera, und den Schnitt verantwortete Martin Wolf. Der Film gehört zum Genre Komödie, läuft 104 Minuten und erhielt eine FSK-12-Freigabe. Gedreht wurde im Sommer 2019 in Köln, Bonn, Berlin und Frankfurt. Seine Premiere feierte der Film bei der Filmkunstmesse Leipzig, ehe er im Oktober 2021 in die Kinos kam.

In den Hauptrollen spielen Christoph Maria Herbst als Prof. Dr. Richard Pohl und Nilam Farooq als Naima Hamid. Weitere Rollen übernehmen Hassan Akkouch als Mo, Ernst Stötzner als Prof. Lambrecht, Stefan Gorski als Benjamin Pohl sowie Meriam Abbas, Mo Issa, Nassiem A-Sheikh Mustafa, Cathleen Baumann und Lieke Hoppe. Die Filmmusik erschien zeitgleich zum Kinostart digital bei Königskinder Music und enthält unter anderem den Titel „Use Me“ von Joy Denalane.

„Contra“ basiert auf dem französischen Spielfilm „Le brio“ von Yvan Attal, der 2018 für einen César nominiert war. Für Wortmann war es nach „Der Vorname“ die zweite Neuverfilmung eines französischen Stoffes. Der Film erhielt zahlreiche Auszeichnungen, darunter den Bayerischen Filmpreis 2020 für Nilam Farooq und den CIVIS Cinema Award 2022. Zudem wurde er für den Deutschen Filmpreis 2022 nominiert.

Inhalt & Handlung vom Film „Contra“

Naima Hamid lebt mit ihrer Mutter und ihren Brüdern in Frankfurt am Main. Die Familie kämpft mit finanziellen Sorgen und einer unsicheren Aufenthaltsperspektive. Naima ist die Einzige, die ein Studium aufnimmt. Sie entscheidet sich für Rechtswissenschaften an der Goethe-Universität. Trotz ihres Fleißes bleibt der Erfolg zunächst aus, denn große Kanzleien lehnen ihre Bewerbungen ab. Ihr ausländischer Nachname scheint dabei ein Hindernis zu sein. Trotzdem bleibt sie ehrgeizig und versucht, sich durchzusetzen. Ihre Hoffnung richtet sich auf einen möglichen Wettbewerb, der ihr Türen öffnen könnte, auch wenn sie das noch nicht weiß.

Ein scheinbar gewöhnlicher Tag verändert ihr Leben. Zu spät zu einer Vorlesung kommend, wird Naima von Professor Richard Pohl vor dem gesamten Hörsaal kritisiert. Seine spöttische Art und eine unbedachte Bemerkung lassen sie die Szene als rassistische Demütigung empfinden. Ein Mitstudent filmt die Situation, und das Video verbreitet sich rasant im Internet. Pohl sieht sich plötzlich mit einem Disziplinarverfahren konfrontiert. Sein Ruf steht auf dem Spiel, und auch seine Stelle droht er zu verlieren. Um sich zu retten, stimmt er widerwillig einem Vorschlag des Universitätspräsidenten zu.

Vertrauen, Enttäuschung und innere Stärke

Pohl soll Naima für einen Debattierwettbewerb trainieren. Der Plan klingt absurd, doch beide willigen ein. Naima möchte beweisen, dass sie es schaffen kann, während Pohl versucht, seine Karriere zu retten. Anfangs herrscht Misstrauen, aber mit jeder Übung wächst Naimas Selbstbewusstsein. Pohl entdeckt in ihr Talent und Entschlossenheit, während sie seinen unkonventionellen Stil akzeptiert. Schritt für Schritt entsteht eine respektvolle Beziehung. Pohl vertraut ihr sogar persönliche Eigenheiten an, etwa seinen Trick, vor Auftritten zu tanzen. Beide beginnen, voneinander zu lernen, ohne es offen zuzugeben.

Kurz vor dem Finale bricht das fragile Vertrauen jedoch zusammen. Naima erfährt, dass Pohl sie nur als Mittel nutzt, um sein Verfahren zu überstehen. Wütend zieht sie sich zurück und beschließt, nicht anzutreten. Ihre Familie und ihr Freund ermutigen sie, sich nicht wegen anderer unterkriegen zu lassen. Nach langem Zögern fährt sie zur Universität, doch das Finale ist vorbei. Nur Pohl wartet im Saal. In einem stillen Gespräch erkennt sie, dass er trotz seiner Fehler an sie glaubt. Sein Zuspruch wirkt ehrlich und verändert ihre Haltung.

Wenig später steht Pohls Disziplinarverfahren an. Die Beweise gegen ihn scheinen erdrückend, doch Naima erscheint unerwartet. Sie hält ein Plädoyer, das zunächst wie eine Anklage klingt, dann aber zu einer Verteidigung wird. Sie spricht über Mut, Anderssein und die Kraft, an Chancen zu glauben. Ihr Auftritt beeindruckt das Gremium und zeigt ihre innere Reife. In der Schlussszene sieht man Naima als junge Anwältin kurz vor ihrem ersten Prozess. Nervös, aber entschlossen, tanzt sie leise vor sich hin – so wie ihr einstiger Mentor es tat.

Filmkritik und Fazit zum Film „Contra“

Der Film „Contra“ zeigt ein aufgeladenes Zusammentreffen zwischen der ehrgeizigen Jurastudentin Naima Hamid und dem zynischen Professor Richard Pohl. Die Regie wählt einen klaren Fokus auf Dialog und Konflikt, sodass jeder Blick und jede Pause Gewicht besitzt. Die Spannung steigt durch die Konfrontation offen ausgesprochener Vorwürfe. Der Film behandelt Vorurteile, Macht und Selbstwert über eine Debattierplattform. Er verzichtet auf einfache Schuldzuweisungen, sondern erlaubt den Figuren Wandel und Widerspruch. Die Darstellung bleibt nuanciert und vermeidet übertriebene Dramatik, sodass das zentrale Thema in den Alltag zurückkehrt.

Die Darstellung der Hauptfiguren überzeugt dank glaubwürdiger Wandlung. Naima wirkt niemals als Idealbild, sondern als junge Frau mit Innenleben und Konflikten. Pohl startet autoritär, arrogant und selbstgefällig, doch öffnet sich später eine andere Seite. Die Chemie zwischen ihnen wirkt organisch, selbst wenn Misstrauen existiert. Die Nebenfiguren bleiben vereinzelt etwas schematisch, doch ihre Präsenz trägt zur Dynamik bei. Die Erzählstruktur setzt auf schrittweise Enthüllung, sodass das Gefühl des Umkippens konstant präsent bleibt. Der Ton wechselt von lakonisch zu ergreifend, ohne abrupt zu wirken.

„Contra“ gelingt eine ausgewogene Mischung aus unterhaltender Komödie und integrativem Anliegen. Der Film spricht nicht nur über Rassismus, sondern behandelt das Misstrauen, das entstehen darf. Er legt nicht alle Antworten vor, sondern regt zum Nachdenken an. Manche Wendung erscheint vorhersagbar, dennoch erreichen die emotionalen Momente ihr Ziel. Dieser Film bietet eine lohnende Erfahrung für Zuschauer, die sich für gesellschaftliche Fragen in dramatischer Form interessieren: Er überzeugt durch Authentizität und stimmige Figurenführung.

X