Das Rußland-Haus
„Das Rußland-Haus“ bewegt sich zwischen politischem Thriller und persönlichem Drama. Der Film verortet sich im letzten Kapitel des Kalten Krieges, als Worte und Blicke gefährlicher waren als Waffen. Er fängt jene Zeit ein, in der Offenheit zum Risiko und Schweigen zur Überlebensstrategie wurde. Zwischen Machtspielen und Misstrauen entsteht ein stilles Porträt über Verantwortung.
| Dauer: | 122 Min. |
|---|---|
| FSK: | ab 12 Jahren |
| Jahr: | 1990 |
| Regie: | Fred Schepisi |
| Produzenten: | Paul Maslansky, Fred Shepisi |
| Hauptdarsteller: | Sean Connery, Michelle Pfeiffer, Roy Scheider, |
| Nebendarsteller: | James Fox, John Mahoney, J.T. Walsh |
| Studio: | MGM |
| Sprachen: | Deutsch, English |
Ein britischer Verlagsleiter reist nach Moskau, ohne zu ahnen, dass ein Manuskript sein Leben verändert. Eine sowjetische Frau, ein abtrünniger Physiker und ein brisantes Geheimnis verflechten sich zu einer gefährlichen Verbindung. Die Grenze zwischen Pflicht und Gefühl verschwimmt mit jedem Schritt. Wird Loyalität hier zum letzten Akt der Menschlichkeit?
Besetzung, Drehorte & Infos
Der Thriller „Das Rußland-Haus“ erschien 1990 unter der Regie von Fred Schepisi. Das Drehbuch schrieb Tom Stoppard nach dem Roman von John le Carré. Die Produktion übernahmen Paul Maslansky und Schepisi selbst, während Jerry Goldsmith die Musik komponierte. Ian Baker führte die Kamera, und den Schnitt verantworteten Beth Jochem Besterveld sowie Peter Honess. Mit einer Laufzeit von 122 Minuten erhielt der Film eine FSK-12-Freigabe.
In den Hauptrollen spielen Sean Connery als Bartholomew „Barley“ Blair und Michelle Pfeiffer als Katya Orlova. Roy Scheider verkörpert den CIA-Agenten Russell, James Fox den britischen Verbindungsmann Ned. Klaus Maria Brandauer erscheint als Jakow „Dante“ Saweljew, John Mahoney als Brady, Ken Russell als Walter und J.T. Walsh als Oberst Quinn. Weitere Rollen übernahmen Michael Kitchen, Ian McNeice und Christopher Lawford. Die Besetzung bestand aus mehreren Oscar-Preisträgern und -Nominierten.
Gedreht wurde in den Pinewood Studios bei London sowie an Schauplätzen in Lissabon, Vancouver, Moskau und Sankt Petersburg. Die sowjetischen Behörden unterstützten das westliche Filmteam – ein seltenes Privileg jener Zeit. Michelle Pfeiffer wurde für den Golden Globe nominiert, Fred Schepisi beim Festival Internacional de Cinema do Porto. Die FBW verlieh dem Film das Prädikat „wertvoll“, und die Berlinale 1991 nahm ihn in den Wettbewerb auf.
Inhalt & Handlung vom Film „Das Rußland-Haus“
Im Herbst 1987 reist Bartholomew „Barley“ Scott-Blair, Leiter eines britischen Verlags, nach Moskau. Dort spricht er bei einem Treffen von Schriftstellern offen über den Wunsch nach Entspannung zwischen Ost und West. Unter den Zuhörern befindet sich der Physiker Jakow Saweljew, der sich „Dante“ nennt und Barley ein Versprechen abnimmt: Er solle das Richtige tun, wenn sich einmal die Gelegenheit dazu bietet. Einige Monate später taucht in London ein mysteriöses Manuskript auf, das Dante über eine Bekannte an Barley weitergeben wollte und das plötzlich in Regierungskreisen zirkuliert.
Katya Orlova, eine junge sowjetische Lektorin, hatte das Dokument an einen Geschäftspartner Barleys übergeben, der es unbedacht an die britischen Behörden weiterleitete. Das Schriftstück enthält brisante Informationen über das sowjetische Atomwaffenprogramm. Der Geheimdienst erkennt schnell, dass der Autor ein Insider sein muss. Als sich herausstellt, dass Dante niemand anderes als der renommierte Wissenschaftler Saweljew ist, nimmt der MI6 Kontakt zu Barley auf, der inzwischen in Lissabon lebt. Man schult ihn oberflächlich, um ihn als Verbindungsmann einzusetzen und gleichzeitig seine Loyalität zu prüfen.
Ein Mensch gegen die Macht der Systeme
Barley reist zurück nach Moskau, offiziell für geschäftliche Zwecke. In Wahrheit sucht er Katya und Dante. Zwischen Barley und Katya entsteht eine vorsichtige Nähe, die bald in tiefes Vertrauen übergeht. Durch sie findet er den gesuchten Physiker, der bestätigt, dass er tatsächlich der Verfasser der Manuskripte ist. Dante zeigt Misstrauen gegenüber den westlichen Diensten, will aber seine Informationen dennoch weitergeben. Währenddessen koordinieren CIA und MI6 das Vorgehen und prüfen, wie glaubwürdig die brisanten Enthüllungen über die nukleare Schwäche der Sowjets wirklich sind.
Die Geheimdienste sehen in Dante eine Chance, strategische Daten zu gewinnen, und stellen eine Liste gezielter Fragen zusammen. Barley soll sie überbringen, doch seine Haltung verändert sich. Er verliebt sich in Katya, die zunehmend Angst um Dante und ihre Familie hat. Als sie erkennt, dass der Physiker vom KGB überwacht wird, wächst die Gefahr. Barley plant trotz aller Befehle ein eigenes Vorgehen. Er weiß, dass seine Auftraggeber ihn überwachen, doch er vertraut auf ein persönliches Ziel: Katya zu retten und ihre Sicherheit über jede politische Loyalität zu stellen.
Schließlich trifft Barley Dante erneut und übergibt die Fragen. Der MI6 glaubt, er habe sie verraten, um Ausreisevisa für Katya und ihre Familie zu erlangen. Als klar wird, dass Dante längst enttarnt wurde, erweist sich Barleys vermeintlicher Verrat als moralische Entscheidung. Er tauscht die westlichen Informationen gegen das Leben der Frau, die er liebt. Am Ende wartet er in Lissabon, bis Katya mit ihren Angehörigen eintrifft. Als sie vom Schiff steigt, weiß Barley, dass er seine Wahl getroffen hat – nicht für ein Land, sondern für einen Menschen.
Filmkritik und Fazit zum Film „Das Rußland-Haus“
„Das Rußland-Haus“ verbindet politische Spannung mit leiser Melancholie. Fred Schepisi konzentriert sich auf die Brüche zwischen Idealismus und Misstrauen im ausgehenden Kalten Krieg. Die Inszenierung nutzt ruhige Bilder, um die Verunsicherung einer Zeit im Umbruch zu zeigen. Sean Connery verkörpert den Verleger Barley Blair mit spürbarer Zurückhaltung, während Michelle Pfeiffer als Katya eine innere Stärke entfaltet, die der Geschichte Tiefe verleiht. Beide Figuren stehen sinnbildlich für Menschen, die Vertrauen riskieren, obwohl jeder Schritt überwacht scheint.
Die Handlung entfaltet sich langsam, doch jede Szene trägt ein Gefühl unterschwelliger Gefahr. Gespräche ersetzen Action, und Misstrauen wird zur treibenden Kraft. Die Regie vertraut auf präzise Dialoge und zurückhaltende Gesten, statt auf Effekte. Jerry Goldsmiths Musik unterstützt diese Atmosphäre, ohne sich aufzudrängen. Die Kamera von Ian Baker zeigt Moskau und Lissabon als Orte zwischen Hoffnung und Kontrolle. Dabei spürt man, dass die Grenzen zwischen Loyalität und Verrat ständig verschwimmen.
„Das Rußland-Haus“ überzeugt durch seine Ruhe und klare Struktur. Wer Geduld mitbringt, findet ein vielschichtiges Spionagedrama, das von leisen Momenten lebt. Der Film eignet sich für Zuschauer, die subtile Spannung, psychologische Tiefe und glaubwürdige Figuren schätzen.

