In den Schuhen meiner Schwester
Zwischen Familienkomödie und Drama bewegt sich „In den Schuhen meiner Schwester“ mit einem genauen Blick auf Nähe und Distanz innerhalb familiärer Beziehungen. Der Film zeigt, wie kleinste Entscheidungen ganze Lebenswege prägen können und wie unterschiedlich zwei Menschen aus demselben Umfeld hervorgehen. Dabei greift er Themen wie Verantwortung, Selbstbild und Zugehörigkeit auf, die im Spannungsfeld zwischen Anpassung und Freiheit stehen.
| Dauer: | 125 Min. |
|---|---|
| Jahr: | 2005 |
| Regie: | Curtis Hanson |
| Produzenten: | Curtis Hanson, Ridley Scott, Lisa Ellzey |
| Hauptdarsteller: | Shirley MacLaine, Cameron Diaz, Toni Collette |
| Nebendarsteller: | Ken Howard, Richard Burgi, Mark Feuerstein |
| Studio: | FOX |
| Sprachen: | Deutsch, English |
Rose und Maggie Feller wachsen nach dem Tod ihrer Mutter in sehr verschiedenen Welten auf. Während Rose eine disziplinierte Anwältin in Philadelphia ist, treibt Maggie durch das Leben, getrieben von Impuls und Unsicherheit. Ein Verrat zerreißt ihre fragile Bindung, bis unerwartete Begegnungen mit ihrer Großmutter Ella alles verändern. Neue Orte, alte Wunden und unausgesprochene Wahrheiten führen die Schwestern schließlich wieder zusammen. Kann aus Schuld und Enttäuschung so etwas wie Verständnis entstehen?
Besetzung, Drehorte & Infos
„In den Schuhen meiner Schwester“ ist eine US-amerikanische Romantikkomödie aus dem Jahr 2005 unter der Regie von Curtis Hanson. Das Drehbuch schrieb Susannah Grant nach dem gleichnamigen Roman von Jennifer Weiner. Die Produktion übernahmen Curtis Hanson, Ridley Scott, Lisa Ellzey und Carol Fenelon. Für die Musik war Mark Isham verantwortlich, die Kamera führte Terry Stacey, während Lisa Zeno Churgin und Craig Kitson den Schnitt gestalteten.
In den Hauptrollen spielen Cameron Diaz als Maggie Feller und Toni Collette als Rose Feller. Shirley MacLaine verkörpert Ella Hirsch, Mark Feuerstein ist als Simon Stein zu sehen. Ken Howard übernimmt die Rolle von Michael Feller, Richard Burgi spielt Jim Danvers, Candice Azzara Sydelle Feller. Weitere Nebenrollen besetzen Norman Lloyd, Jackie Geary und Brooke Smith. Die Autorin Jennifer Weiner tritt gemeinsam mit ihrer Schwester Molly und ihrer Großmutter in kurzen Szenen auf.
Der Film hat eine Laufzeit von 125 Minuten und erhielt eine FSK-0-Freigabe. In Deutschland erreichte er fast eine Million Kinobesucher. Toni Collette und Shirley MacLaine wurden 2005 für den Satellite Award nominiert, während MacLaine 2006 eine Golden Globe Nominierung erhielt. Auch Cameron Diaz und Toni Collette wurden im selben Jahr für Schauspielpreise ausgezeichnet. Die Deutsche Film- und Medienbewertung zeichnete den Film mit dem Prädikat „besonders wertvoll“ aus.
Inhalt & Handlung vom Film „In den Schuhen meiner Schwester“
Rose und Maggie Feller wachsen nach dem frühen Tod ihrer Mutter bei ihrem Vater Michael und ihrer Stiefmutter Sydelle auf. Rose arbeitet als erfolgreiche Anwältin in Philadelphia, während Maggie sich mit Gelegenheitsjobs über Wasser hält. Sie ist impulsiv, unzuverlässig und kämpft mit ihrer Lese-Rechtschreib-Schwäche. Trotz ihrer Unterschiede hält Rose an ihrer Schwester fest und versucht, sie immer wieder aufzufangen. Doch Maggie nutzt diese Fürsorge aus, feiert zu viel und lebt von anderen. Als Sydelle sie schließlich aus dem Haus wirft, sucht sie erneut Zuflucht bei Rose – ein Schritt, der alte Konflikte neu entfacht.
Das Zusammenleben in Roses Apartment verläuft chaotisch. Maggie verliert schnell ihre Aushilfsjobs, verursacht Ärger und lässt Roses Wagen abschleppen. Zwischen beiden wächst die Spannung, bis Rose sie eines Tages mit Jim erwischt, einem Mann, den sie selbst datet. Wut und Enttäuschung entladen sich, und Rose wirft Maggie hinaus. Ohne Geld und Perspektive erinnert sich Maggie an alte Geburtstagskarten, die sie im Schreibtisch ihres Vaters gefunden hat. Diese stammten von ihrer Großmutter Ella, von der beide nichts wussten. In ihrer Not reist sie nach Florida, um Ella aufzusuchen.
Schwestern, Schuld und zweite Chancen
Ella lebt in einer Seniorenresidenz in Deerfield Beach und nimmt Maggie zunächst herzlich auf. Obwohl sie glaubt, die Enkelin mache nur Urlaub, bemerkt sie bald ihre eigennützige Art. Maggie zeigt kein Interesse an Arbeit und versucht stattdessen, Geld für eine Schauspielkarriere zu bekommen. Doch Ella bietet ihr daraufhin einen Deal an: Sie soll in der Pflegeabteilung mithelfen und bekommt dafür den gleichen Betrag, den sie verdienen würde. Zögernd, aber neugierig, nimmt Maggie an und entdeckt, dass sie tatsächlich Freude an der Arbeit findet. Durch den täglichen Kontakt zu den Bewohnern beginnt sie schließlich, Verantwortung zu übernehmen.
Während Maggie in Florida neue Stabilität findet, wirft Rose gleichzeitig ihr bisheriges Leben völlig um. Sie kündigt ihre Anwaltsstelle und verdient ihr Geld fortan als Dog-Walkerin, wodurch sie Abstand zur alten Routine gewinnt. Mit Simon, einem früheren Kollegen, entwickelt sich langsam eine ernsthafte Beziehung. Doch Rose vermeidet Gespräche über Maggie, was ihre Beziehung zunehmend belastet. Als Simon erkennt, dass Rose sich lieber ihrem Exfreund Jim anvertraut, trennt er sich enttäuscht. Zur gleichen Zeit freundet sich Maggie in Florida mit einem blinden Professor an, der sie bittet, ihm Gedichte vorzulesen. Mit seiner geduldigen Hilfe überwindet sie ihre Schwierigkeiten beim Lesen und gewinnt dadurch neues Selbstvertrauen.
Schließlich holt Ella Rose nach Florida, um die Familie wieder zusammenzuführen. Rose erfährt von der komplizierten Vergangenheit ihrer Mutter Caroline, deren psychische Krankheit zu ihrem Tod führte. Bei einem gemeinsamen Gespräch erkennt Maggie erstmals, wie sehr Rose sie stets beschützt hat. Die Schwestern versöhnen sich. Kurz darauf reist Simon an, und auch zwischen ihm und Rose kommt es zur Versöhnung. Bei ihrer Hochzeit in Philadelphia liest Maggie ein Gedicht als Geschenk vor. Ella und Michael finden ebenfalls wieder zueinander, und das lange zerrissene Familienband schließt sich endlich.
Filmkritik und Fazit zum Film „In den Schuhen meiner Schwester“
Curtis Hanson zeigt mit „In den Schuhen meiner Schwester„, dass er nach „L.A. Confidential“ und „8 Mile“ auch im emotionalen Fach präzise inszenieren kann. Sein Blick bleibt ruhig, fast analytisch, wenn er das Verhältnis zweier ungleicher Schwestern seziert. Die Kamera von Terry Stacey verzichtet auf Showeffekte und konzentriert sich auf Gesten, Räume und kleine Blicke. Besonders die Szenen in Floridas Seniorenresidenz sind fein komponiert – warm, aber nicht sentimental. Hanson hält Distanz und schafft so jene Balance zwischen Mainstream-Erzählung und sensibler Figurenbeobachtung, die den Film trägt.
Toni Collette formt Rose mit feinem Gespür für Unsicherheit und Stolz, während Cameron Diaz in einer ihrer nuanciertesten Leistungen überzeugt. Ihr Spiel ist roher, direkter, und gerade darin liegt seine Glaubwürdigkeit. Shirley MacLaine bringt in wenigen Momenten mehr Gewicht als manch andere in ganzen Akten. Doch das Drehbuch von Susannah Grant bleibt konventionell, weicht Konflikten aus und zieht sich in vertraute Lösungen zurück. Der Mittelteil verliert an Dynamik, weil Hanson die Gegensätze seiner Figuren zu eindeutig ausspielt. Trotzdem entfaltet der Film eine emotionale Ehrlichkeit, die nicht jeder Hollywoodproduktion gelingt.
„In den Schuhen meiner Schwester“ funktioniert als fein gespieltes Drama über Versöhnung und weibliche Selbstbilder, das Herz zeigt, ohne sich in Rührseligkeit zu verlieren. Für Zuschauer, die menschliche Zwischentöne über formale Brillanz stellen, ist er lohnend – alle anderen könnten seine Konventionen als zu bequem empfinden.

