The Ugly Stepsister
Der Film „The Ugly Stepsister“ verschränkt das archaische Märchenmotiv mit einem drastischen Körperbild. Die Inszenierung nutzt bekannte Symbole, um Macht, Schönheit und familiäre Dynamiken körperlich spürbar zu machen. Dabei entfernt sich die Bildsprache deutlich vom klassischen Märchenton und sucht stattdessen nach Reibung im Detail. Zwischen Schlossmauern und rohem Alltag entsteht ein ungewöhnliches Spannungsverhältnis.
| Dauer: | 109 Min. |
|---|---|
| FSK: | ab 16 Jahren |
| Jahr: | 2025 |
| Regie: | Emilie Blichfeldt |
| Produzenten: | Maria Ekerhovd |
| Hauptdarsteller: | Lea Myren, Ane Dahl Torp, Thea Sofie Loch Næss |
| Nebendarsteller: | Flo Fagerli, Isac Calmroth, Malte Gårdinger |
| Studio: | Mer Film, Lava Films |
| Sprachen: | Deutsch, English |
Die Handlung folgt Elvira und Agnes, zwei Stiefschwestern, die um Ansehen und Aufmerksamkeit kämpfen. Rebekka verfolgt eigene Ziele, während ein Prinz zum Auslöser körperlicher Opfer wird. Eingebettet in eine zunehmend groteske Realität wechselt die Erzählung zwischen Ballsaal, Stall und Grab. Kann ein Märchen noch funktionieren, wenn es mit Skalpell, Wurmkur und Sedierung fortgeschrieben wird?
Besetzung, Drehorte & Infos
„The Ugly Stepsister“ ist das Spielfilmdebüt der norwegischen Regisseurin Emilie Blichfeldt und verbindet Body-Horror mit schwarzem Humor. Die Regisseurin übernahm auch das Drehbuch. Produzentin ist Maria Ekerhovd, die Musik stammt von Vilde Tuv. Die Kamera führte Marcel Zyskind, den Schnitt übernahm Olivia Neergaard-Holm. Der Film feierte seine Weltpremiere am 23. Januar 2025 beim Sundance Film Festival und wurde anschließend auf zahlreichen Festivals gezeigt, darunter Berlin, Overlook, Brüssel und Crossing Europe.
In den Hauptrollen spielen Lea Myren als Elvira, Thea Sofie Loch Næss als Agnes und Ane Dahl Torp als Rebekka. Flo Fagerli verkörpert Alma, Isac Calmroth tritt als Prince Julian auf. Malte Gårdinger ist als Isak zu sehen, Ralph Carlsson spielt Otto, Isac Aspberg den Feinschmecker und Albin Weidenbladh den Omnivorous. Der Film dauert 109 Minuten, ist ab 16 Jahren freigegeben und startet am 5. Juni 2025 in den deutschen Kinos.
Gedreht wurde größtenteils in Polen, unter anderem auf Schloss Gołuchów und in der Ruine eines Zisterzienserklosters nahe Lubiaz. Beim Brussels International Fantastic Film Festival gewann Emilie Blichfeldt den Silbernen Raben und den Publikumspreis. Auch beim Overlook Film Festival wurde das Werk mit dem Publikumspreis ausgezeichnet. Das Einspielergebnis liegt bei 901.247 US-Dollar.
Inhalt & Handlung vom Film „The Ugly Stepsister“
Nach dem Tod ihres Ehemanns bleibt Rebekka mit ihren beiden Töchtern Elvira und Alma zurück. Als sie Otto kennenlernt, einen ebenfalls verwitweten Vater mit einer Tochter namens Agnes, hoffen beide auf finanziellen Aufschwung. In Wahrheit täuschen sich beide: Keiner von ihnen besitzt Geld. Trotzdem heiraten sie. Noch in der Hochzeitsnacht stirbt Otto, und seine Armut kommt ans Licht. Fortan leben Rebekka, Elvira und Alma mit Agnes unter einem Dach. Agnes macht schnell klar, dass sie sich ihrer Stiefmutter und Stiefschwestern überlegen fühlt. Besonders Rebekkas Umgang mit Ottos Leiche sorgt für Spannungen.
Um den finanziellen Ruin abzuwenden, entwickelt Rebekka einen Plan: Elvira soll Prinz Julian heiraten. Der Plan hat jedoch einen Haken – Elvira gilt als unattraktiv. Rebekka beginnt, sie mit fragwürdigen Methoden äußerlich aufzuwerten. Elvira lässt sich auf brutale Eingriffe ein und nimmt sogar einen Bandwurm zu sich, um Gewicht zu verlieren. Währenddessen wächst ihr Neid auf Agnes, die mühelos Eindruck hinterlässt. Als Elvira Agnes mit dem Stallburschen Isak erwischt, petzt sie bei Rebekka. Diese degradiert Agnes zur Dienerin. Fortan nennen sie sie „Cinderella“.
Elviras Schmerz und Reue
Während Elvira sich zusehends aufzehrt, erhält Agnes durch einen geheimnisvollen Moment am Grab ihrer Mutter neue Kraft. Eine Vision stattet sie mit einem magischen Paar Schuhe aus. Heimlich reparieren Seidenraupen ihr zerrissenes Kleid. Elvira zerstört in einem Wutanfall Agnes‘ Ballkleid. Beim königlichen Ball beeindruckt zunächst Elvira den Prinzen, doch Agnes erscheint verhüllt und stiehlt ihm das Herz. Elvira zieht sich zurück, erbricht die Bandwurmeier und kehrt geschwächt nach Hause. Als sie erfährt, dass Agnes einen Schuh verloren hat, greift sie zu drastischen Mitteln.
Verzweifelt versucht Elvira, den verbliebenen Schuh anzuziehen. Als ihre Füße nicht passen, schneidet sie sich selbst die Zehen ab. Ihre Mutter hilft ihr sogar dabei, während Alma entsetzt zusieht. Am nächsten Morgen hört Elvira die Fanfaren und versucht sich zur Tür zu schleppen. Dabei stürzt sie die Treppe hinab, verletzt sich schwer und verliert schließlich jede Hoffnung. Agnes hingegen wird vom Prinzen erkannt. Die beiden finden zusammen, während Elviras Schmerzen und Enttäuschung sie in tiefer Ernüchterung zurücklassen.
Nach allem erkennt Elvira, dass sie aus Rebekkas Griff entkommen muss. Mit Almas Hilfe nimmt sie ein Gegenmittel und würgt den Bandwurm aus ihrem Körper. Die beiden Schwestern verlassen das Haus, um ein selbstbestimmtes Leben zu führen. Rebekka bleibt zurück – unbelehrbar, manipulativ und umgeben vom Gestank ihres verstorbenen Ehemanns, den sie nie beerdigt hat. Ihre ganze Energie fließt längst in die nächste Verführung. Die Geschichte endet düster und grotesk, aber mit einem Hauch Hoffnung für die Zurückgelassenen.
Filmkritik und Fazit zum Film „The Ugly Stepsister“
„The Ugly Stepsister“ verwebt Märchenelemente mit Körperhorror und formt daraus eine bitterböse Gesellschaftssatire. Die Regisseurin setzt von Anfang an auf groteske Überzeichnungen, ohne dabei den Bezug zur Realität zu verlieren. Durch gezielte Zuspitzungen wirkt die Geschichte trotz ihrer Absurdität nie belanglos. Der Kontrast zwischen märchenhafter Bildsprache und verstörender Körperveränderung erzeugt eine anhaltende Spannung, die sich bis zum Schluss durchzieht. Gleichzeitig entsteht durch das Zusammenspiel von Schauspiel, Szenenbild und Kameraarbeit eine dichte Atmosphäre.
Die Darstellerin Lea Myren überzeugt in der Rolle der Elvira durch ihre Körperpräsenz und Wandelbarkeit. Ihre Figur schwankt zwischen Verzweiflung und Aggression, was glaubwürdig wirkt. Thea Sofie Loch Næss spielt Agnes mit kalter Eleganz und verschafft der Figur eine ambivalente Tiefe. Auch die Nebenrollen tragen zur Dynamik bei, ohne in Klischees abzurutschen. Die Regie trifft präzise Entscheidungen, wenn es darum geht, emotionale Brüche zu setzen. Besonders auffällig gelingt das in Momenten physischer Eskalation, die weder Selbstzweck noch reines Spektakel bleiben.
Vielmehr offenbart sich in ihnen eine treffende Zuspitzung gesellschaftlicher Zwänge. Durch das Zusammenspiel von Handlung, Bildsprache und Härte gelingt „The Ugly Stepsister“ eine eigenwillige Balance. Der Film bleibt sperrig, provoziert und fordert, ohne beliebig zu wirken. Das macht ihn bemerkenswert.

