Der Brutalist
„Der Brutalist“ beginnt mit einem Überlebenden, der in Amerika neu anfangen will. László Tóth versucht nach dem Krieg, in Philadelphia Fuß zu fassen. Trotz Ausbildung und Talent scheitert er zunächst an Ablehnung und Misstrauen. Sein Cousin verstoßt ihn, Aufträge bleiben aus, Abhängigkeit macht ihn verwundbar. Erst ein unerwartetes Wiedersehen bringt ihn zurück in die Welt der Architektur. Die Gelegenheit scheint groß, doch auch sie bleibt nicht ohne Schatten.
Dauer: | 215 Min. |
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FSK: | ab 16 Jahren |
Jahr: | 2024 |
Regie: | Brady Corbet |
Produzenten: | Brady Corbet, Trevor Matthews, Nick Gordon |
Hauptdarsteller: | Adrien Brody, Felicity Jones, Guy Pearce |
Nebendarsteller: | Joe Alwyn, Raffey Cassidy, Stacy Martin |
Studio: | Universal Pictures |
Sprachen: | Deutsch, English |
Während László an einem monumentalen Bauprojekt arbeitet, wachsen die inneren und äußeren Spannungen. Alte Wunden reißen auf, neue entstehen. Menschen aus seiner Vergangenheit kehren zurück, andere entfernen sich. Zwischen Anerkennung und Missbrauch gerät László immer stärker aus dem Gleichgewicht. Selbst familiäre Bindungen können kaum noch Halt geben. Die Orte, die er erschafft, kontrastieren zunehmend mit seinem brüchigen Selbstbild. Kann ein Bauwerk Bestand haben, wenn sein Schöpfer an sich selbst zerbricht?
Besetzung, Drehorte & Infos
„Der Brutalist“ erschien 2024 unter der Regie von Brady Corbet, der gemeinsam mit Mona Fastvold auch das Drehbuch verfasste. Die Hauptrolle des László Tóth übernimmt Adrien Brody. Felicity Jones spielt seine Frau Erzsébet, Guy Pearce verkörpert Harrison Lee Van Buren. Joe Alwyn tritt als Harry Lee auf, Raffey Cassidy als Zsófia, Stacy Martin als Maggie Van Buren. Emma Laird spielt Audrey, Isaac de Bankolé stellt Gordon dar, Alessandro Nivola übernimmt die Rolle des Attila. Die Produktion verantworteten Nick Gordon, D. J. Gugenheim und weitere. Die Musik stammt von Daniel Blumberg, die Kamera führte Lol Crawley. Dávid Jancsó übernahm den Schnitt.
Gedreht wurde der Film im Frühjahr 2023 in Budapest und Carrara, Italien. Die Kameraarbeit im VistaVision-Format verleiht dem Film eine Bildästhetik, die an das Kino der 1950er Jahre erinnert. „Der Brutalist“ feierte seine Premiere am 1. September 2024 bei den Filmfestspielen von Venedig, wo Corbet mit dem Silbernen Löwen ausgezeichnet wurde. Es folgten Vorführungen in Toronto, New York, Chicago und weiteren Festivals. Der Film läuft 215 Minuten und erhielt eine FSK 16. Der deutsche Kinostart erfolgte Ende Januar 2025.
Das Drama erhielt weltweit viel Aufmerksamkeit. Bei den Golden Globes 2025 wurde es in drei Kategorien ausgezeichnet: bestes Drama, beste Regie und bester Hauptdarsteller. Weitere Ehrungen folgten u. a. durch BAFTA, Critics’ Choice und New York Film Critics Circle. Die Kameraarbeit von Crawley wurde mehrfach nominiert und prämiert. „Der Brutalist“ spielte weltweit 50,2 Millionen US-Dollar ein, davon 16,3 Millionen in Nordamerika. Die Auswertung begann mit einem limitierten Start, wurde nach den Oscar-Nominierungen auf über 1.000 Kinos erweitert.
Inhalt & Handlung vom Film „Der Brutalist“
Nach seiner Ankunft in den USA beginnt László Tóth ein neues Leben. Als Überlebender der Shoah versucht er, sich in Philadelphia bei seinem Cousin Attila einzufinden. Dort lebt er mit dessen Ehefrau Audrey und sucht nach Arbeit. Attila verschafft ihm eine Stelle in seiner Möbelwerkstatt. Gemeinsam erhalten sie einen Auftrag für eine Bibliothek im Haus des Industriellen Harrison Van Buren. Als Harrison ungeplant zurückkehrt, beendet er verärgert das Projekt und verweigert die Bezahlung. Attila gibt László die Schuld, wirft ihn aus dem Haus und beschuldigt ihn obendrein fälschlich eines Übergriffs auf Audrey.
Drei Jahre später lebt László drogenabhängig mit dem alleinerziehenden Gordon. Harrison taucht unerwartet auf, zahlt das ausstehende Honorar und lobt die Arbeit rückblickend. Mit dem Geld konsumieren beide Heroin. Harrison lädt László auf ein Fest ein, wo dieser als bedeutender europäischer Architekt vorgestellt wird. Beeindruckt vom künstlerischen Anspruch, beauftragt Harrison ihn mit dem Bau eines Gemeindezentrums. László bezieht die Baustelle, lässt Gordon dort arbeiten und lebt fortan im Projekt. Mithilfe von Harrisons Anwalt können Erzsébet und Zsófia in die USA einreisen.
Ein Vermächtnis aus Beton
Erzsébet ist gesundheitlich schwer gezeichnet, während Zsófia verstummt bleibt. Während des Baus entstehen außerdem Spannungen mit den von Harrison beauftragten Fachleuten. Zudem beleidigt Harry László offen und macht sich über Zsófia lustig. Daher befürchtet László, dass Harry ihr etwas angetan haben könnte. Ein Unfall bei der Materiallieferung sowie hohe Kosten führen schließlich dazu, dass Harrison das Bauvorhaben einstellt. Einige Jahre später lebt die Familie gemeinsam in New York. Erzsébet schreibt regelmäßig, László arbeitet inzwischen als Architekt, und Zsófia ist verheiratet sowie schwanger. Als Harrison den Bau überraschend wieder aufnehmen lässt, kehrt László zurück.
Während eines Marmor-Einkaufs in Carrara missbraucht Harrison den betrunkenen László in einem Akt der Demütigung. Zurück auf der Baustelle eskaliert daraufhin sein Verhalten zunehmend. Er entlässt Gordon im Streit und gesteht Erzsébet, dass sie sich in Amerika nie willkommen gefühlt haben. Als László ihr schließlich Heroin gegen die Schmerzen gibt, kommt es fast zur Katastrophe. Erzsébet schlägt daher vor, nach Jerusalem zu ziehen. Kurz darauf stellt sie Harrison öffentlich zur Rede. Harry reagiert wütend und wirft sie brutal aus dem Haus. Später verschwindet Harrison spurlos. Die Suche endet mit einem Leichenfund auf der Baustelle, doch Hinweise auf die genauen Umstände fehlen.
Jahre später ist das Zentrum endlich fertiggestellt. In Venedig findet eine Ausstellung von Lászlós Werk statt. Zsófia hält eine Rede, in der sie die Anlage als bewusste Anspielung auf die Konzentrationslager beschreibt, in denen die Familie einst gefangen war. László, mittlerweile alt und gebrochen, ist ebenfalls anwesend. Die Vergangenheit hat in der Architektur ein dauerhaftes Echo gefunden. Am Ende zitiert Zsófia ihn mit den Worten, dass nicht der Weg, sondern das Ziel zähle.
Filmkritik und Fazit zum Film „Der Brutalist“
Brady Corbet inszeniert „Der Brutalist“ als schonungslos komponiertes Drama über Isolation, Trauma und Selbstbehauptung. Die Kamera von Lol Crawley liefert streng komponierte Bilder, die Architektur nicht nur als Kulisse, sondern als Ausdruck innerer Zustände inszenieren. Adrien Brody verkörpert László Tóth mit großer Präzision, stets zwischen Kontrollverlust und Rückzug schwankend. Der Film nutzt seine lange Laufzeit konsequent, um den psychischen Zerfall der Hauptfigur schrittweise zu erfassen. Dabei verdichtet sich das Geschehen immer stärker zu einer Auseinandersetzung mit Macht, Zugehörigkeit und Erinnerung. In der Zusammenarbeit mit Van Buren entsteht ein ständiges Kräftemessen, das zunehmend eskaliert.
Durch fein gesetzte Zeitsprünge gelingt es, verschiedene Phasen von Lászlós Leben wirkungsvoll zu verknüpfen. Sowohl die Konfrontation mit familiären Wunden als auch die gesellschaftliche Ausgrenzung bleiben stets greifbar. Felicity Jones verleiht Erzsébet Würde und Verletzlichkeit, während sie dennoch keine bloße Nebenfigur bleibt. Außerdem überzeugt Raffey Cassidy als Zsófia mit subtiler Körperlichkeit sowie spürbarer innerer Entwicklung. Die Szenen gewinnen zusätzlich durch eine dichte Klanggestaltung und eine Musik, die nie dominiert, sondern gezielt unterstützt. Dabei wirken sogar vermeintlich leise Momente kraftvoll und intensiv. Obwohl das historische Setting klar definiert ist, stellt der Film dennoch aktuelle Fragen nach Heimat, Anerkennung und Machtmissbrauch.
„Der Brutalist“ fordert Geduld, belohnt aber mit Tiefenschärfe und filmischer Konsequenz. Er setzt auf strukturelle Strenge statt emotionaler Vereinfachung. Die Bildgestaltung betont Wiederholungen und Symmetrien, spiegelt damit Lászlós Streben nach Ordnung wider. Während sich sein Leben fragmentiert, bleiben seine Bauwerke bestehen als stille Zeugen eines unauflösbaren Konflikts. Der Film arbeitet mit Kontrasten, stellt Nähe neben Kälte und macht körperliche wie emotionale Gewalt sichtbar. Corbet verlässt sich auf die Wirkung der Bilder und schenkt seinen Figuren Raum.