Inside

Inside“ entfaltet sich als konzentrierter Psychothriller, in dem jeder Blick, jede Bewegung und jede Veränderung im Raum Bedeutung trägt. Die Abwesenheit anderer Figuren verstärkt die Bindung zum Protagonisten, dessen Kampf gegen Umstände und Umgebung eine präzise Form annimmt. Katsoupis schafft damit einen Ort, an dem Kunst, Besitz und Selbsterhaltung untrennbar wirken.

Inside
Dauer: 105 Min.
FSK: ab 12 Jahren
Jahr:
Regie: Vasilis Katsoupis
Produzenten: Marcos Kantis, Giorgos Karnavas, Dries Phlypo
Hauptdarsteller: Willem Dafoe, Gene Bervoets
Nebendarsteller: Eliza Stuyck
Studio: A Private View, Bord Cadre Films
Sprachen: Deutsch, English

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Als Kunstdieb getarnt, betritt Nemo ein abgesichertes Penthouse, um begehrte Schiele-Werke an sich zu bringen. Doch eine plötzliche Verriegelung macht den Rückweg unmöglich. Isolation, körperliche Belastung und improvisierte Überlebensstrategien prägen die folgenden Tage. Welche Grenze wird er letztlich überschreiten müssen?

Besetzung, Drehorte & Infos

Inside“ ist ein Psychothriller aus dem Jahr 2023 unter der Regie von Vasilis Katsoupis. Das Drehbuch schrieb Ben Hopkins nach einer Idee von Katsoupis. Produzenten sind Marcos Kantis, Giorgos Karnavas, Konstantinos Kontovrakis und Dries Phlypo. Die Hauptrolle spielt Willem Dafoe als Kunstdieb Nemo. Gene Bervoets verkörpert den Besitzer, während Eliza Stuyck die Figur Jasmine darstellt. Für die Kameraarbeit war Steve Annis verantwortlich, den Schnitt übernahm Lambis Haralambidis, die Filmmusik stammt von Frederik Van de Moortel.

Gedreht wurde in einem eigens errichteten 800 Quadratmeter großen Wohnraum in einem Kölner Filmstudio. Die Auswahl der im Film gezeigten Kunstwerke gestaltete sich aufwendig. Sie symbolisieren für den Regisseur die Anwesenheit des Wohnungsbesitzers. Zur Vorbereitung konsultierte das Team einen Kunstfachmann, um die passende Auswahl zu treffen. „Inside“ ist das Spielfilmdebüt von Vasilis Katsoupis, der zuvor als Dokumentarfilmregisseur tätig war. Die Produktion ist eine Zusammenarbeit zwischen Griechenland, Deutschland und Belgien.

Die Uraufführung fand am 20. Februar 2023 in der Sektion Panorama der Berlinale statt. Dort erhielt der Film eine Nominierung für den Panorama Publikumspreis. Der reguläre Kinostart erfolgte am 9. März 2023 in Griechenland, am 16. März in Deutschland und am 17. März in den USA durch Focus Features. Die Laufzeit beträgt 105 Minuten, die Altersfreigabe liegt bei FSK 12. Das weltweite Einspielergebnis beläuft sich auf 918.415 US-Dollar.

Inhalt & Handlung vom Film „Inside“

Nemo beginnt, als Kunsträuber seine Lebensgeschichten zu schildern. Er erinnert sich, wie sein Lehrer ihn im Kindesalter aufforderte, drei Dinge für einen Feuerfall auszuwählen. Statt seiner Familie wählte er seine Katze, eine AC/DC-Schallplatte und sein Skizzenbuch. Die Katze starb, und der Bekannte gab die Platte nicht zurück. Allerdings behielt er sein Notizbuch. Daraus folgert er, weil es unverzichtbar blieb. In diesem Moment zeigt sich sein tief verwurzeltes Verhältnis zur Kunst. So etabliert der Film gleich zu Beginn, dass künstlerische Schöpfung langfristig Bestand hat und ihm wichtig bleibt.

Im Jetzt infiltriert Nemo unbemerkt das Penthouse eines reichen Kunstsammlers. Er tarnt sich als Handwerker, um drei Egon-Schiele-Werke zu stehlen. Allerdings findet er das gesuchte Selbstporträt nicht. Deshalb aktiviert er versehentlich das Sicherheitssystem und bleibt eingesperrt. Währenddessen bricht der Kontakt zur Außenwelt ab. Nemo leidet unter extremen Temperaturschwankungen, da ein Thermostat ausfällt. Er hungert und vermisst Wasser. Nur ein Sprühsystem aus dem Innenhofgarten liefert spärliche Flüssigkeit. Zugleich gerät eine Taube in einem Netz in der Außenanlage in Not und verhungert – während Nemo hilflos zuschaut. Diese Szenen verstärken seine zunehmende Isolation nachhaltig.

Geheimversteck und künstlerische Verwandlung

Mit den vergehenden Wochen leidet Nemo zunehmend. Er verletzt sich bei vergeblichen Fluchtversuchen. Dazu konstruiert er aus Möbelstücken ein riesiges Gerüst, um an einen Oberlichtschacht zu gelangen. Er fertigt daraus improvisierte Werkzeuge und löst langsam die Verkleidung vom Dachfenster. Parallel beobachtet er über eine Kamera die junge Haushälterin, die er „Jasmine“ nennt. Deren Nähe vergisst er nicht. Sie steht unbemerkt vor der Tür, aber sie hört ihn nicht, weil sie beim Staubsaugen Kopfhörer trägt. Diese entlegene Nähe steigert seine Verzweiflung und untermauert das Motiv der Isolation zusätzlich.

Später entdeckt Nemo durch den Kleiderschrank einen geheimen Durchgang. Dahinter findet er endlich das Selbstporträt von Schiele und eine Sammlung von „The Marriage of Heaven and Hell“. In seiner Verzweiflung verzehrt er Aquariumsfische und Hundefutter. Dadurch leidet er an Zahnschmerzen und spürt visuelle Halluzinationen. Eines Tages löst er beim Entfernen von Schrauben am Oberlicht die Sturzfalle aus und bricht sich das Bein. Er improvisiert eine Schiene. Allerdings verschlechtert sich sein körperlicher und geistiger Zustand ständig. Gleichzeitig beginnt er, inspiriert vom Umfeld, die Wandbilder im Apartment zu studieren, selbst Kunst zu schaffen und komplexe Wandzeichnungen anzufertigen.

Er folgt einem letzten Versuch, einen Rauchmelder auszulösen, um Hilfe zu erreichen. Dabei flutet er das Penthouse versehentlich, doch niemand reagiert. Stattdessen hinterlässt er eine Mitteilung direkt an die Wand. Darin erzählt er erneut die Geschichte aus seiner Kindheit und entschuldigt sich für den Einbruch sowie die Zerstörung des Materials. Er rechtfertigt es als notwendige Handlung, indem er betont, dass ohne Zerstörung keine Schöpfung möglich sei. In seinem Abschluss schreibt er, dass er drei Kunstwerke gerettet habe. Schließlich zeigt der Film das imposante Gerüst unter dem geöffneten Oberlicht. Ein Schatten erscheint darüber und vermutet, dass Nemo entkommen ist.

Filmkritik und Fazit zum Film „Inside“

Vasilis Katsoupis „Inside“ setzt auf ein klaustrophobisches Kammerspiel mit konsequentem Fokus. Willem Dafoe trägt die Isolation spürbar, weil die Handlung fast ausschließlich auf seine Aktionen baut. Der Film nutzt präzise Aufgaben, etwa Wasser aus Sprinklern sammeln oder Nahrung improvisieren. Besonders hängen bleiben das verhungernde Stadttauben-Intermezzo und die erbarmungslose Thermostatlotterie. Dadurch entsteht Spannung aus Handgriffen, Fehlern, kleinen Fortschritten. Trotzdem droht die Routine, da manche Etappen nur Varianten früherer Versuche darstellen.

Auffällig verdichtet die Inszenierung Themen rund um Eigentum, Kunst und Selbstbehauptung. Nemo starrt nicht nur Bilder an, er macht die Wohnung zur eigenen Werkstatt. Er zerlegt Möbel, errichtet ein wackliges Gerüst und verwandelt Wände in Skizzenflächen. Konkrete Momente schaffen Härte, etwa Aquariumfische als Mahlzeit oder der improvisierte Beinschienensplint. Gleichzeitig richtet sich sein Blick immer wieder zu „Jasmine“, die nahe ist und doch fern bleibt. Diese Nicht-Begegnungen schärfen das Motiv verfehlter Kommunikation ohne große Worte.

Spätestens mit dem geheimen Schrankdurchgang und dem Schiele-Selbstporträt erhält das Ringen Struktur. Die Entdeckung kanalisiert seine Energie, jedoch ändern sich Takt und Ton kaum. Hier legt der Film seine Stärke und seine Schwäche offen: Konsequenz erzeugt Glaubwürdigkeit, doch die Dramaturgie stapelt Wiederholungen. Das finale Bild mit offenem Oberlicht setzt ein kontrolliert offenes Zeichen. Dadurch bleibt eine klare Haltung möglich: Stark als Überlebensstudie, limitiert durch erzählerische Monotonie.

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