Wo KI in der Filmproduktion hilft und wo sie (noch) versagt!

Die Filmproduktion ist eine Branche, in der Tradition und Innovation die Zuschauer in andere Welten entführen. Anders als einige Leser vielleicht denken, hat die Filmproduktion nicht ausschließlich etwas mit Hollywood-Blockbustern im Kino zu tun. Filme werden nämlich in ganz unterschiedlichen Branchen benötigt, beispielsweise ein Werbevideo für eine Unternehmensvorstellung oder ein animierter Erklärfilm für den Youtube-Kanal.

Wo KI in der Filmproduktion hilft und wo sie (noch) versagt!

Es ist also ein florierender und gefragter Markt, schließlich werden Filme überall gebraucht! Trotz all der Nachfrage war das Spannungsfeld innerhalb der Filmproduktion noch nie größer als jetzt. Grund hierfür ist die Künstliche Intelligenz, kurz KI. Sie hat eigentlich schon in fast jeder Branche Fuß gefasst, beispielsweise auch in Online-Spielotheken. Dort analysiert sie das Nutzerverhalten, wenn Glückspilze etwa Fruit Mania online spielen. Mit diesen Erkenntnissen können die Produzenten wiederum das Spieldesign optimieren.

Ihr neues Aufgabenfeld liegt jedoch auch in der Filmproduktion. Sie verändert die Art und Weise, wie Filme produziert werden, grundlegend. Doch wie hilft KI, wo stößt sie an ihre Grenzen und was bedeutet dies für die Zukunft der kreativen Industrie? In diesem Artikel blicken wir hinter die Kulissen und versuchen, Antworten auf diese Fragen zu finden.

Seit wann gibt es KI und wie funktioniert sie eigentlich?

Fragt man die meisten Leute danach, seit wann es KI gibt, antworten sie mit dem Jahr 2022. In diesem Jahr veröffentlichte nämlich der US-Konzern OpenAI den Chatbot ChatGPT. Diese Nachricht ging wie ein Lauffeuer durch die Welt und es dauerte nicht lange, bis die ersten Menschen um ihre Jobs bangten. Sie hatten Angst, dass künstliche Intelligenz sie schon bald ersetzen könnte.

Konkret geht es um die folgenden Jobs:

  • Programmierer
  • Mathematiker
  • Buchhalter
  • Kundendienstmitarbeiter
  • Assistenten
  • Schauspieler
  • Drehbuchautoren / Autoren

Bislang gilt die Angst jedoch als ungerechtfertigt. Denn selbst die KI-Entwickler weisen immer wieder auf folgenden Satz hin: KI gilt als Werkzeug, nicht als Ablösung.

Hollywood: Drehbuchautoren und Schauspieler stehen Kopf

Die beiden letztgenannten Berufe (Drehbuchautoren/Schauspieler) verdienen in der Regel ihre Brötchen in der Filmindustrie! Als künstliche Intelligenz sich dann langsam den Weg in die Branche bahnte, standen sie Kopf. Es ging die Angst um, dass KI sie schon bald ersetzen könnte. KI-Avatare könnten als Schauspieler auf den Leinwänden auftreten und ein Roboter schreibt hierzu das passende Drehbuch.

Die Konsequenz? Ein großangelegter Hollywood-Streik. Autoren gingen auf die Barrikaden. Sie forderten die Produzenten auf, ihnen eine Art Berufssicherheit zu gewährleisten. Nach einem wochenlangen Streik und etlichen Verhandlungen fanden Produzenten und Autoren dann endlich eine Einigung. Sie verständigten sich auf neue Verträge, die ihnen einen Schutz gegen die künstliche Intelligenz versprechen – die Filmproduktion konnte endlich weitergehen.
Wie genau die Forderungen der Autoren aussah, erklärt faz in diesem Video:

Künstliche Intelligenz ist älter als viele denken

Kam beispielsweise der Hollywood-Streik aus heiterem Himmel oder war er vorhersehbar? Natürlich könnte man denken, dass KI wie ChatGPT von einem auf den anderen Tag den Weg in unsere Welt fand und niemand mit ihr rechnen konnte. Das stimmt so allerdings nicht. Tatsächlich gab es die ersten KI-basierten Systeme bereits im Jahr 1956. Dort sprach der US-Informatiker John McCarthy erstmals auf dem Summer Research Project über dieses Thema.

In den vergangenen Jahren wurde das Thema auch immer wieder angeschnitten – so besiegte beispielsweise die Schach-KI DeepBlue im Jahr 1996 den Schachweltmeister Garri Kasparow. Also, aus heiterem Himmel kam die künstliche Intelligenz nicht. Sie entwickelte sich in den Jahren stets weiter und das, was wir heute sehen, ist das Ergebnis jahrzehntelanger Arbeit.

Mit den richtigen Prompts zum Drehbuch

Künstliche Intelligenz funktioniert an sich recht einfach. Der Nutzer gibt innerhalb eines Eingabefeldes einen Befehl ein und erhält in sekundenschnelle sein Ergebnis. Um dieses Ergebnis zu kreieren, greift die KI auf einen großen Datenpool, über den sie selbst stetig mit Daten gefüttert wird, zu. Mittlerweile ist es sogar möglich, dass beispielsweise ChatGPT auf aktuelle Daten auf dem Internet zugreift – das war vor wenigen Jahren noch anders.

Mit einem Prompt wie „Schreibe mir ein Drehbuch für einen Actionfilm“ könnte KI theoretisch innerhalb von wenigen Sekunden einen Film schreiben. Die Ergebnisse sind dabei aber meistens überschaubar. Sie kann allerdings nicht nur Drehbücher schreiben, sondern durch die Eingabe der richtigen Prompts auch Videos oder Bilder erstellen.

KI in der Filmproduktion – Wo liegen ihre Stärken?

Jetzt wissen wir also, wann KI entstand und wie sie grob funktioniert. Schauen wir uns als Nächstes an, wie KI der Filmproduktion konkret unter die Arme greift.

Pre-Production – Die Vorbereitung auf der Überholspur

Bevor die ersten Schauspieler am Set sind oder ein Unternehmen eine Produktpräsentation schneidet, startet erst einmal die Vorproduktion. Sie wird (leider) oftmals zum Hindernisparcours aus Zeitmanagement, Budgetplanung und Organisation. Bereits an diesem Punkt spielt KI seine Stärken als verlässlicher Assistent aus.

Ein Beispiel wäre die Auswahl des passenden Drehorts. Künstliche Intelligenz analysiert die Drehbücher und schlägt daraufhin passende Drehorte vor, die sowohl logistische als auch kreative Ansprüche erfüllen. Sozusagen erhalten Produzenten auf Knopfdruck eine Liste möglicher Locations. Das spart Zeit, Nerven und Budget – drei der wichtigsten Ressourcen in der Filmproduktion. Dennoch bleibt das kreative Urteil gefragt. Ein Computer schlägt vor, ein Mensch entscheidet.

Video Editing und VFX – Perfektion im Schnelldurchlauf

Die Post-Produktion (Nachbearbeitung) frisst normalerweise einen Batzen an Zeit und Geld. KI hilft den Produzenten jedoch dabei, komplexe Aufgaben wie Farbkorrektur, Bildstabilisierung und das Maskieren von Objekten abzuwickeln.

Selbstverständlich braucht die KI nur einen Bruchteil an Zeit im Vergleich zum kompletten menschlichen Team. Einige Tools sind sogar in der Lage, komplette Szenen visuell aufzuwerten oder beschädigte Bildmaterialien zu restaurieren.

Auch im Bereich der Visual Effects (VFX) erzielt die KI verblüffend realistische Ergebnisse. Da gibt es bereits jetzt einige Szenen, wie bei „The Irishman“, als eine KI Schauspieler-Größen wie Robert De Niro verjüngte. Zusätzlich kann KI auch Stimmen imitieren oder KI-Avatare von verstorbenen Schauspielern erstellen. An diesem Punkt können wir zukünftig sicherlich noch einiges mehr erwarten.

Drehbuchschreiben und Casting zwischen Präzision und Kreativität

Künstliche Intelligenz hilft Autoren dabei, Drehbücher zu schreiben, das ist längst kein Geheimnis mehr. Die Maschine erstellt einen ersten Entwurf, den der Autor dann ausarbeitet.

Ein guter Unterstützer hierbei ist die von DeepMind veröffentlichte KI „Dramatron“. Dramatron durchforstet mithilfe von „Plot Prompts“ Millionen Datensätze und erstellt hieraus Dialoge, entwickelt Charakter und schlägt unterschiedliche Handlungsverläufe vor.

Ein Segen für Autoren, die gerade an einer Schreibblockade zu knabbern haben. Es hat definitiv seine Vorteile, aber auch seine Grenzen. Denn wie wir bereits erwähnten: Künstliche Intelligenz bringt zwar in Sekunden ein Drehbuch auf Papier, doch Emotionen, kulturelle Nuancen oder unvorhergesehene Szenen der KI fremd.

Mit den Drehbüchern hört die Hilfe der KI allerdings noch nicht auf. Sie unterstützt die Produzenten auch beim Casting der richtigen Schauspieler. Hierfür erstellt sie datenbasierte Analysen und schlägt den Produzenten vor, welche Schauspieler zum Film passen und welche gut beim Zielpublikum ankommen.

Marketing und Werbung für datenbasierte Zuschauerbegeisterung

KI hebt das Filmmarketing auf ein ganz neues Level! Durch gezielte Analysen von Zielgruppen und -gewohnheiten entwickelt sie punktgenaue Werbekampagnen. Sie optimiert Trailer, erstellt passende Social-Media-Kampagnen oder schlägt den besten Veröffentlichungszeitraum vor.

Außerdem muss Marketing nicht immer klassisch sein. KI kann Menschen direkt ansprechen – zum Beispiel durch Chatbots oder interaktive Online-Erlebnisse, die Fans ins Zentrum des Films setzen. Durch diese personalisierten Strategien erreicht die Branche ein Maß an Effizienz, das früher unvorstellbar war.

Musikkomposition – KI am Dirigentenpult

Eine Szene ohne Musik ist wie ein Kino ohne Popcorn. Die passende Musik lässt dem Zuschauer eines Horrorfilms die Haare zu Berge stehen oder sorgt bei emotionalen Momenten für die ein oder andere Träne auf der Wange. KI weiß ganz genau, welche Musik zu welcher Szene passt. Sie analysiert, welche Emotionen eine Szene hervorrufen soll, und komponiert passgenaue Soundtracks – automatisiert und per Knopfdruck.

Selbstverständlich wird die KI niemals einen John Williams oder Ennio Morricone ersetzen. Allerdings kann sie eine hilfreiche Unterstützung für die Künstler sein.

Die Kehrseite der Medaille: Welche Probleme und Grenzen bringt KI mit sich?

Die Kehrseite der Medaille: Welche Probleme und Grenzen bringt KI mit sich?

So vielversprechend die Einsatzbereiche der KI bereits klingen, ganz makellos ist sie nicht. Ihr Einsatz bringt nämlich auch einige Herausforderungen und Grenzen mit sich, wie:

  • Oberflächliche Inhalte: KI übernimmt bereits jetzt zahlreiche Aufgaben und entlastet so die Produzenten. Im Bereich der Content-Erstellung stößt sie allerdings schnell an ihre Grenzen, oberflächlich geschriebene Inhalte, Videos, die nicht zwangsläufig Sinn ergeben oder verwirrende Bilder – all das sind auch Seiten der KI. Intuitives Denken, menschliche Kreativität oder emotionale Intelligenz fehlen ihr gänzlich – all das bleibt (noch) eine Domäne des Menschen.
  • Ethik: Mit dem Thema Ethik wird KI eigentlich grundsätzlich in Verbindung gebracht. Und seien wir mal ehrlich, einen verstorbenen Schauspieler für eine neue Rolle als KI-Avatar zu reanimieren, wirft ethische Fragen auf. Wo zieht man die Grenzen zwischen Hommage und Missbrauch? Ganz zu schweigen von den realen Schauspielern, die sich durch KI endlos als digitale Ebenbilder produzieren lassen.
  • Authentizität: Noch fataler wäre es, wenn Produzenten zukünftig die ganze Geschichte ohne einen Menschen auf die Leinwand bringen würden. Also wenn Drehbücher und Schauspieler rein KI sind – können wir dann noch guten Gewissens ins Kino gehen, oder haben wir uns dann komplett von der Kunst verabschiedet?
  • Arbeitsplatzverlust: Der Streik der Drehbuchautoren hat große Wellen geschlagen! Auch in Zukunft wird gerade die kreative Fraktion immer wieder von Existenzängsten geplagt sein, dafür muss es einen faireren rechtlichen Rahmen geben. Künstliche Intelligenz ist schön und gut, doch der Mensch sollte nicht zu kurz kommen – andernfalls nimmt der Konflikt ganz neue Maße an.

Ausblick: Ist die KI in die Filmbranche gekommen, um zu bleiben?

Ganz frei von Hindernissen und Herausforderungen ist die künstliche Intelligenz also nicht. Dennoch wird sie einen festen Platz in der Filmproduktion einnehmen und nicht mehr verschwinden. Warum auch? Eine Koexistenz zwischen Mensch und Maschine wäre eine tolle Lösung. Filmemacher, die KI sinnvoll in ihre Prozesse einbinden, können sowohl kreativer als auch produktiver arbeiten – eine Win-win-Situation, wenn denn die Balance gewahrt bleibt.

Was bedeutet das für den Zuschauer? Schwer zu sagen, denn niemand weiß, was die Zukunft für uns bereithält. Vielleicht entwickelt die künstliche Intelligenz in den nächsten 5 bis 10 Jahren völlig neue Genres, die nur möglich sind, da Mensch und Maschine zusammenarbeiten. Vielleicht stellt sie auch die gesamte Art und Weise, wie wir Filme schauen, auf den Kopf – Fragen über Fragen.

Eines steht allerdings außer Frage: Menschen produzieren Filme für Menschen – nicht Maschinen produzieren Filme für Menschen! Am Ende werden es auch in 20 Jahren noch von Menschen entwickelte Geschichten sein, die tausende Zuschauer vor die Kinoleinwände ziehen. Die große Aufgabe für uns alle wird es sein, klare Leitlinien zu setzen, wie wir KI verantwortungsvoll nutzen – als Werkzeug, nicht als Ersatz. An diesem Punkt hat auch die Regierung noch Handlungsbedarf.

Die Kamera läuft, der Dreh hat begonnen. Ob die Zukunft des Films ein Science-Fiction-Klassiker wie Star Trek oder ein düsterer Horrorfilm alá Saw wird, liegt an uns – hinter und vor der Leinwand.

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