Das Kultkino und heutige Kulturstätte: Theater im Delphi in Berlin
Das Stummfilmkino hat eine große Bedeutung für Berlin gehabt, immerhin wurden hier auch Filme von Marlene Dietrich oder auch Fritz Lang gedreht. Weißensee war damals ein beliebter Ort für Filmproduktionen. Das Kino stammte aus einer Zeit, in der Kinofilme sozusagen zu ersten Blockbustern wurden und die Leute sich auf den regelmäßigen Kinobesuch freuten. Heute ist das ehemalige Kino, das viele Jahre lang anderweitig genutzt wurde, zu einem Theater umgebaut worden und bietet Raum für andere Kulturvorstellungen. Einen Blick auf fast einhundert Jahre Geschichte des Delphi gibt es in diesem Artikel.
Die Anfänge des Stummfilmkinos Delphi
In den zehner und zwanziger Jahren des letzten Jahrhunderts florierte in Berlin und Umgebung das Kino. Es wurden sehr viele Filme gedreht, die auch internationalen Erfolg hatten und erst durch den Zweiten Weltkrieg wurde diesen Produktionen ein Riegel vorgeschoben, von dem man sich lange Zeit nicht erholen konnte. Der Begriff „Klein Hollywood“ galt damals allerdings nicht Berlin, sondern Weißensee, das erst ab 1920 zu Berlin gehören sollte. Dort wurden viele bekannte Filme gedreht. Dazu gehören unter anderem „Das Cabinet des Dr. Caligari“ oder auch „Anders als die Andern“. Die Filmwirtschaft florierte dort bis zur Weltwirtschaftskrise, weshalb auch viele Vorführräume und Kinos entstanden.
Interessanterweise fiel die Eröffnung des Stummfilmkino Delphi genau in die Zeit der Weltwirtschaftskrise. Am 26. November 1929 war es so weit und das Kino eröffnete seine Pforten. Das Kino, das ebenerdig angelegt ist und am Ende des Saals noch einen Rang hat, wurde von den beiden Architekten Heinrich Zindel und Julius Krost erdacht. Rostfarben waren die Wände und ganz vorne bot ein Graben einem Orchester von bis zu dreizehn Mann Platz. Immerhin wurde das Kino eröffnet, als hauptsächlich noch Stummfilme gezeigt wurden. Erst einige Jahre später schaffte der Tonfilm seinen Durchbruch. Rund 870 Gäste konnten hier gleichzeitig einen Film genießen.
Zur Eröffnung gab es den Film „Hochverrat“ von Regisseur Johannes Meyer zu sehen. Der Film basiert auf dem Drehbuch von Alexander Alexander und Friedrich Raff, wobei dafür die Vorlage von Wenzel Goldbaum diente. Es war eine UFA Produktion aus Berlin, mit Gerda Maurus und Gustav Fröhlich in den Hauptrollen. Fröhlich hatte zuvor schon in vielen Filmen mitgespielt. Vor allem in der Rolle des Freder Fredersen aus „Metropolis“ von Fritz Lang war er einem größeren Publikum bekannt geworden. Der Film war ein voller Erfolg und es sollten einige gute Jahre für das Kino folgen.
Die Jahre bis zur Schließung vom Stummfilmkino Delphi
Da der Tonfilm schon in den Startlöchern stand, wurde das Kino 1929 auch so gebaut, dass es alsbald Tonfilme abspielen konnte. Das modernisierte Gebäude hatte an den Wänden die Möglichkeiten, um für Tonfilme aufgerüstet zu werden. Und tatsächlich wurden bald nur noch entsprechende Filme gezeigt und liefen den Stummfilmen sehr schnell den Rang ab. Nicht nur Kinofilme wurden im Delphi gezeigt, sondern auch eine ganze Reihe anderer Kunstvorstellungen. Dazu gehören Gesangsdarbietungen und Singspiele oder auch Vorträge und Theaterstücke. Dann allerdings kamen die Nationalsozialisten an die Macht, die dort ihre Propagandafilme zeigten. Unter anderem auch 1945, kurz vor Kriegsende, den Film Kolberg.
Lange Schlagen zeigten, wie beliebt das Kino Delphi und die dortigen Filme gewesen sind. Doch die Freude sollte dann nicht mehr allzu lange währen. 1959 kam es zu einem Unfall, als sich Stuck von der Decke des Saals löste und auf die Plätze fiel. Nachdem man den Schaden überprüft hatte, stellte man fest, dass durch die Schäden der Bomben des Krieges wohl doch das Dach undicht geworden ist. So konnte sich über die Jahre Wasser ansammeln. Damit wurde direkt noch am selben Tag das Kino geschlossen und sollte auch in dieser Form nicht mehr aufmachen.
Das Berliner Delphi Theater bis heute
Das Kino konnte in dem Gebäude, das man nach dem Krieg nicht saniert hatte, nicht weiter genutzt werden. So erfolgte 1960 eine Zwangsversteigerung. Es gab viele Pläne, die vorsahen, das Kino wieder neu aufzubauen oder sogar das Gebäude abzureißen, aber davon wurden keine realisiert. Über die Jahre wurde das Gebäude bzw. der Saal für viele Dinge genutzt. Mal war es ein Lager für Gemüse, dann wieder ein Geschäft für Briefmarken und auch der Stützpunkt einer Wäscherei. Bis zur nächsten Zwangsversteigerung 2005 wurde dort im Gebäude ein Schauraum eingerichtet, indem Orgeln gezeigt wurden. Das entsprechende Geschäft musste dann aber Konkurs anmelden.
Mittlerweile wurde das Gebäude auch unter Denkmalschutz gestellt, da das Delphi als das bedeutendste Kino der Berliner Geschichte angesehen wird. 2006 konnte Andreas Jahn das Gebäude übernehmen und viele Maßnahmen durchführen, die zur Sicherung beitrugen, sodass der Saal auch heute noch bestehen kann. Schon sein Ziel war es, dass hier ein Standort für Kultur entstehen sollte. Tatsächlich wurden dort über die Jahre auch verschiedene Filme gedreht. Auch Quentin Tarantino hatte vor, seinen Film „Inglourious Basterds“ hier spielen zu lassen, sah dann aber davon ab und baute die entsprechende Szene im Studio nach.
Neue Betreiber wurden schließlich 2013 Brina Stinehelfer und Nikolaus Schneider, die einiges Geld für die Umbauten und die Restaurierung investierten. Es lohnte sich aber, denn Anfang Dezember 2017 konnte das Theater im Delphi endlich wieder neu eröffnen. Zwar ist es kein Kino mehr, dafür aber die Kulturstätte, die sich viele über die Jahre immer wieder gewünscht haben. Zwar war der Weg bis zur Eröffnung durchaus ein steiniger, doch heute gibt es wieder ein reichhaltiges Kulturangebot. Dazu gehören in erster Linie Theateraufführungen, ebenso gibt es aber auch Tanzveranstaltungen oder Konzerte.
Fazit zum Theater und Stummfilmkino Delphi