Mavka – Hüterin des Waldes

Die Welt von „Mavka – Hüterin des Waldes“ bewegt sich zwischen Mythos und moderner Animation. Der Film schöpft seine Kraft aus ukrainischen Märchen und traditionellen Naturbildern, bleibt dabei jedoch stets im Hier und Jetzt. In einer Zeit wachsender Entfremdung zwischen Mensch und Natur greift er ein Thema auf, das kulturell wie emotional aufgeladen bleibt. Dabei folgt er der Frage, ob Verbindung stärker sein kann als Verletzung.

Mavka – Hüterin des Waldes
Dauer: 99 Min.
FSK: ab 6 Jahren
Jahr:
Regie: Oleh Malamusch, Oleksandra Ruban
Produzenten: Iryna Kostjuk, Jehor Olessow, Anna Jelissjejewa
Hauptdarsteller: Kirstin Hesse, Louis Friedemann Thiele, Lars Schmidtke
Nebendarsteller: Fabienne Hesse, Ilya Welter, Balou Martin
Studio: Animagrad Animation Studio, Film.UA Group
Sprachen: Deutsch, English

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Ein uralter Wald schützt sein Geheimnis, bis ein Junge mit einer Flöte auftaucht. Zwischen Regeln, Erinnerungen und Erwartungen treffen zwei Welten aufeinander. Während Machtkämpfe und Misstrauen den Rahmen setzen, wächst etwas Unerwartetes: Vertrauen. Doch nicht alle akzeptieren diese Nähe. Als alte Wunden aufbrechen, geraten Menschen wie Fabelwesen an ihre Grenzen. Kann am Ende wirklich etwas Neues entstehen?

Besetzung, Drehorte & Infos

Mavka – Hüterin des Waldes“ ist ein ukrainischer Animationsfilm aus dem Jahr 2023. Die Regie übernahmen Oleh Malamuzh und Oleksandra Ruban, das Drehbuch stammt von Jeffrey Hylton und Jaroslaw Wojzeschek. Für die musikalische Untermalung sorgte Dario Vero, den Schnitt realisierten Volodymyr Zapriahalov und Oleksandr Shulkevych. Produziert wurde der Film unter anderem von Iryna Kostjuk und Jehоr Olessow, inspiriert vom Theaterstück „Das Waldlied“ von Lessja Ukrajinka.

In der deutschen Synchronfassung spricht Kirstin Hesse die Hauptfigur Mavka, Louis Friedemann Thiele leiht Lukas seine Stimme. Weitere Rollen übernahmen Ilya Welter als Kylena, Lena Schmidtke als Karl, Fabienne Hesse als Ondina sowie Josef Tratnik als Onkel Leo. In der ukrainischen Originalfassung sind unter anderem Natalija Denyssenko, Artem Pywowarow und Julija Sanina zu hören. Der Film dauert 99 Minuten und erhielt eine FSK-Freigabe ab 6 Jahren.

Die Produktion begann 2015 und erfolgte unter schwierigen Bedingungen während des russisch-ukrainischen Kriegs. Finanziert wurde das Projekt teils durch die ukrainische Filmförderung, die rund 26 % des Budgets von 187 Millionen UAH trug. Vertriebsrechte wurden unter anderem an Koch Films (Deutschland) sowie an MENA, Monolith Films und weitere internationale Partner vergeben. Der Film spielte weltweit rund 17,8 Millionen US-Dollar ein.

Inhalt & Handlung vom Film „Mavka – Hüterin des Waldes“

Im Herzen eines alten Waldes liegt der Ursprung allen Lebens – ein magischer Baum, dessen Wasser die Natur nährt. Vor langer Zeit bat ein verzweifelter Mensch, Besitzer eines Sägewerks, um einen Tropfen dieser Kraft für seine kranke Tochter. Lesh, der damalige Wächter, zeigte Mitgefühl und half. Doch der Mann kehrte mit einer Armee zurück, um den Baum für sich zu beanspruchen. In der folgenden Schlacht siegte Lesh, verlor jedoch viele Gefährten. Danach schloss er das Tor zum Wald für immer und verbot jeden Kontakt zu den Menschen.

Als der Frühling erwacht, beginnt auch Mavka, eine junge Waldnymphe, ihren Dienst. Gemeinsam mit ihren Freunden Hush und Swampy belebt sie den Wald. Im nahen Dorf taucht die zwielichtige Kylina auf, angeblich Tochter des einstigen Sägewerkbesitzers. Sie verspricht den Menschen Geld, wenn sie für sie in die verbotene Bergregion reisen. Niemand will sich dem Risiko aussetzen – bis auf Lukas. Der Musiker benötigt dringend Heilmittel für seinen kranken Onkel und nimmt daher den Auftrag an, ein besonderes Blatt im Wald zu finden.

Flammen der Wut

Währenddessen kündigt Lesh an, dass ein neuer Wächter gewählt wird. Obwohl Ondina Mavka für zu sanft hält, entscheiden sich die Naturgeister für sie. Bei einem Treffen mit Lukas wird Mavka von seiner Musik berührt. Sie glaubt an seine Aufrichtigkeit und hilft ihm, indem sie ein Heilmittel überreicht. Lukas kehrt ins Dorf zurück, kann jedoch sein Versprechen, für sie zu spielen, nicht einlösen. Während sein Onkel gesundet, beginnt Kylina, ihn zu überwachen. Sie glaubt nicht, dass er ohne Ergebnisse aus dem Wald zurückkam.

Mavka vermisst Lukas und reist ins Dorf, um seine verlorene Flöte zurückzubringen. Beim Frühlingsfest zeigt er ihr seine Zuneigung mit einem besonderen Geschenk. Doch als er spielt, löst sich Mavkas Tarnung. Kylina nutzt die Situation, hetzt das Dorf auf und sperrt Lukas ein. Lesh rettet Mavka und berichtet von seiner schmerzhaften Vergangenheit. Schließlich wird Lukas von Kylina beinahe getötet, während sie Mavka mit einer Lüge manipuliert. Wütend ruft Mavka die zerstörerische Kraft des Feuers herbei, um den Wald zu retten, doch sie verliert dabei sich selbst.

Lukas überlebt knapp und macht sich auf, Mavka aufzuhalten. Durch seine Musik gelingt es ihm und anderen, sie aus dem Feuerrausch zu befreien. Doch Mavka stirbt beinahe. Im Jenseits erkennt sie, dass Lukas sie nie verraten hat. Die Geister anerkennen ihre Opferbereitschaft und lassen sie zurückkehren. Ihre Liebe zu Lukas überwindet den Tod. Im wiedererwachenden Frühling versöhnen sich Menschen und Natur. Und die alte Kylina? Sie findet das Lebenswasser, aber es macht sie nicht jung, sondern beginnt ihren Lebenskreis von vorn.

Filmkritik und Fazit zum Film „Mavka – Hüterin des Waldes“

Mavka – Hüterin des Waldes“ schafft den Spagat zwischen klassischem Märchenstoff und moderner Animationskunst. Der Film verankert seine Geschichte tief in der ukrainischen Mythologie, ohne dabei an Zugänglichkeit zu verlieren. Die visuelle Umsetzung überzeugt mit Detailreichtum und lebendiger Farbgestaltung, während die Handlung trotz vertrauter Motive eigene Akzente setzt. Besonders die Verbindung von Naturthemen mit emotionaler Charakterentwicklung verleiht dem Film eine klare Struktur, die auch jüngere Zuschauer versteht, ohne zu vereinfachen. Dabei entwickelt sich Mavka nicht nur zur Beschützerin des Waldes, sondern auch zu einer Figur, die Verantwortung und Mitgefühl glaubhaft vereint.

Die Inszenierung nutzt Musik als erzählerisches Mittel, das Atmosphäre schafft und die Beziehung zwischen den Hauptfiguren spürbar macht. Gerade in den ruhigen Momenten entfaltet sich die emotionale Wirkung. Lukas’ Musik wird zum Bindeglied zwischen Mensch und Natur und verleiht der Geschichte emotionale Tiefe. Auch wenn der Plot einige vorhersehbare Wendungen nimmt, überzeugt die Erzählweise durch Rhythmus und Tempo. Die Antagonistin Kylina wirkt in ihrer Motivation glaubwürdig und bleibt über weite Strecken mehrdimensional. Technisch wirkt der Film durchweg solide, wobei gerade die Darstellung von Wasser, Licht und Vegetation hohe Animationsstandards zeigt.

Trotz vertrauter Themen gelingt es „Mavka – Hüterin des Waldes“, eine eigenständige Stimme zu entwickeln. Die moralischen Fragen rund um Vertrauen, Gier und Zusammenhalt wirken nie aufgesetzt, sondern fügen sich natürlich ins Geschehen ein. Die Handlung erreicht ihren Höhepunkt mit einer düsteren Wendung, die junge Zuschauer durchaus fordern kann, jedoch nicht überfordert. Am Ende hinterlässt der Film den Eindruck einer in sich geschlossenen Erzählung, die ihre Botschaft klar vermittelt. Visuell wie inhaltlich beweist das Werk, dass europäische Animationsproduktionen internationale Maßstäbe erreichen können. Wer stilvolle Animation mit einer durchdachten, märchenhaften Handlung schätzt, sollte den Film nicht verpassen.

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