NVA

NVA“ betrachtet den Alltag in der DDR kurz vor dem politischen Umbruch mit satirischem Blick. Die Kasernenwelt wird hier zum Schauplatz jugendlicher Sehnsucht, verschütteter Gefühle und stiller Auflehnung. Zwischen Komik und Resignation zeichnet der Film ein präzises Bild jener Zeit, in der Autorität bröckelt und Ideale verblassen.

NVA
Dauer: 94 Min.
FSK: ab 6 Jahren
Jahr:
Regie: Leander Haußmann
Produzenten: Claus Boje
Hauptdarsteller: Kim Frank, Oliver Bröcker, Detlev Buck
Nebendarsteller: Jasmin Schwiers, Annika Kuhl, Ignaz Kirchner
Studio: Universum Film
Sprachen: Deutsch, English

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Zwei junge Männer geraten in den Strudel militärischer Rituale und Hierarchien. Henrik sucht Orientierung, während Krüger seine Widersprüchlichkeit offen lebt. Eine Begegnung mit der Krankenschwester Marie bringt Bewegung in Henriks Leben, doch Krügers Weg führt in die Isolation. Als die Mauer fällt, steht die Frage im Raum, was Freiheit nun wirklich bedeutet?

Besetzung, Drehorte & Infos

NVA“ ist eine Komödie von Regisseur Leander Haußmann aus dem Jahr 2005. Gemeinsam mit Thomas Brussig schrieb er auch das Drehbuch. Die Produktion übernahm Claus Boje. Die Musik stammt von Paul Lemp und Marcel Blatti, während Frank Griebe für die Kamera verantwortlich war. Den Schnitt führte Hansjörg Weißbrich, der dafür 2006 den Deutschen Kamerapreis in der Kategorie Schnitt Kinospielfilm erhielt. Der Film erhielt außerdem den DVD Champion 2006 in der Kategorie Deutscher Film.

In den Hauptrollen spielen Kim Frank als Henrik Heidler, Oliver Bröcker als Krüger und Detlev Buck als Oberst Kurt Kalt. Jasmin Schwiers verkörpert Marie Kalt, Annika Kuhl spielt Schwester Sonja, und Ignaz Kirchner ist als Hauptfeldwebel Futterknecht zu sehen. Weitere Rollen übernehmen Maxim Mehmet als Unteroffizier Aurich, Robert Gwisdek als Traubewein, Philippe Graber als Stadlmair und Daniel Zillmann als Mischke. Zudem treten Leander Haußmann und sein Vater Ezard Haußmann als Ärzte auf.

Die Dreharbeiten fanden zwischen dem 14. Juli und dem 3. September 2004 statt. Gedreht wurde überwiegend in der ehemaligen Heide-Kaserne in Bad Düben. Der Film startete am 29. September 2005 in den deutschen Kinos und erreichte rund 800.000 Besucher. Die Komödie hat eine Laufzeit von 94 Minuten und eine FSK-Freigabe ab 6 Jahren.

Inhalt & Handlung vom Film „NVA“

Im Herbst 1988 treffen in der DDR neue Rekruten in der Fidel-Castro-Kaserne ein. Unter ihnen sind der sensible Henrik Heidler und der rebellische Krüger, die sofort auffallen. Henrik wirkt still und nachdenklich, während Krüger mit seinem langen Haar und seiner offenen Art aneckt. Die Offiziere reagieren misstrauisch, und auch die älteren Soldaten beobachten die Neuen mit Spott. Schon bald zeigt sich der raue Alltag in der Kaserne. Schikanen und Demütigungen gehören zum System, doch Henrik und Krüger versuchen, sich trotz der Enge und Disziplin ihre Individualität zu bewahren.

Zwischen den jungen Männern entsteht eine eigentümliche Freundschaft. Henrik sucht Halt, weil er mit der strengen Ordnung hadert und die Briefe seiner Freundin kaum Trost spenden. Krüger hingegen provoziert bewusst und testet ständig Grenzen aus. Die älteren Soldaten, die sogenannten EKs, lassen keine Gelegenheit aus, die Neuen zu quälen. Unter den monotonen Abläufen wächst der Druck. Als Henrik erfährt, dass seine Freundin ihn verlassen hat, stürzt ihn das in eine Krise. Der Wunsch nach Nähe und Normalität bleibt, doch die Realität des Militärs lässt kaum Raum für Gefühle.

Aufbruch in eine neue Zeit

Während einer Übung im Wald verliert sich Henrik und trifft zufällig auf die Krankenschwester Marie. Sie hilft ihm, sich zu orientieren, und beide spüren sofort eine Verbindung. Später erfährt Henrik, dass Marie die Tochter von Oberst Kalt ist, dem gefürchteten Standortkommandanten. Trotz dieser heiklen Situation entsteht zwischen ihnen eine heimliche Beziehung. Henrik schöpft neuen Mut, doch er weiß, wie riskant ihre Treffen sind. Krüger beobachtet die Veränderung seines Freundes, bleibt jedoch bei seiner aufmüpfigen Haltung und stellt die Autorität immer wieder infrage.

Krügers Trotz führt schließlich zu Konsequenzen. Wegen angeblicher Krankheits-Simulation wird er in die berüchtigte Strafkompanie Schwedt versetzt. Nach seiner Rückkehr ist nichts mehr wie zuvor. Der einst freche und lebhafte Soldat wirkt gebrochen, beinahe willenlos. Die Kaserne erkennt ihn kaum wieder. Nur Schwester Sonja erreicht ihn, als sie ein Lied singt, das ihn an alte Zeiten erinnert. Für einen kurzen Moment kehrt der frühere Krüger zurück. Er weint, doch in seinen Augen liegt die Erkenntnis, wie sehr ihn das System verändert hat.

Als im November 1989 die politische Lage kippt, wächst auch in Henrik der Wunsch nach Freiheit. Während einer Ehrung widersetzt er sich offen Oberst Kalt und erklärt, dass er niemandem mehr dienen will. Diese Worte wirken wie ein Signal. Einer nach dem anderen verlässt die Kaserne, um endlich ein eigenes Leben zu beginnen. Zurück bleiben die Offiziere, ratlos und erschüttert über den plötzlichen Verlust ihrer Macht. Der einst strenge Ordnungssinn verliert seine Bedeutung. Der Umbruch ist spürbar, und die Zeit der Unterordnung scheint endgültig vorbei.

Filmkritik und Fazit zum Film „NVA“

NVA“ greift ein Kapitel deutscher Geschichte auf, das zwischen Nostalgie und Kritik balanciert. Leander Haußmann inszeniert den Kasernenalltag der späten DDR mit satirischem Blick und nüchternem Humor. Die Bilder wirken bewusst schlicht, fast dokumentarisch, wodurch sich ein Gefühl von Enge und Stillstand entwickelt. Der Film nutzt die Strukturen des Militärs, um ein gesellschaftliches System im Übergang zu zeigen, in dem Disziplin und Unterordnung als selbstverständliche Werte gelten.

Auffällig ist der gleichmäßige Ton, der weder Moralisierung noch Sentimentalität sucht. Statt lauter Konflikte entstehen stille Spannungen, die sich in Mimik, Pausen und kleinen Gesten ausdrücken. Haußmann verlässt sich auf Tempo und Dialogrhythmus, um Hierarchien und Anpassung spürbar zu machen. Die Musik und der Schnitt verstärken das Gefühl eines festgehaltenen Moments, während die Kamera Nähe und Distanz zugleich wahrt.

Die Darsteller arbeiten präzise mit Zurückhaltung, wodurch Figuren und Strukturen glaubwürdig bleiben. Humor entsteht durch Beobachtung, nicht durch Überzeichnung. Gerade in dieser kontrollierten Ironie liegt die Stärke des Films. Dem Film gelingt es, den Alltag eines Systems sichtbar zu machen, das in seiner Starrheit den eigenen Verfall nicht erkennt. „NVA“ eignet sich besonders für Zuschauer, die historische Stoffe mit subtiler Komik und präziser Beobachtung bevorzugen.

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