Im Westen nichts Neues

Ein Jahrhundert ist vergangen, seit Erich Maria Remarque sein literarisches Meisterwerk „Im Westen nichts Neues“ der Welt präsentierte. Dieser Roman, geformt von den Erlebnissen des Autors im Ersten Weltkrieg, wurde zu einem Leuchtfeuer des Pazifismus und Anti-Militarismus. Seitdem haben Adaptionen den herzzerreißenden Inhalt auf Leinwand und Bildschirm gebracht, wobei jede die grausamen Realitäten des Krieges auf einzigartige Weise darstellt. Die neueste Adaption, finanziert durch Netflix und inszeniert von Edward Berger, setzt sich mutig mit diesem Thema auseinander und wirft gleichzeitig ein neues Licht auf den bekannten Stoff.

Im Westen nichts Neues (2022)
Dauer: 148 Min.
FSK: ab 16 Jahren
Jahr:
Regie: Edward Berger
Produzenten: Malte Grunert, Daniel Marc Dreifuss
Hauptdarsteller: Felix Kammerer, Albrecht Schuch, Aaron Hilmer
Nebendarsteller: Daniel Brühl, Moritz Klaus, Edin Hasanović
Studio: Netflix
Sprachen: Deutsch, English

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Die Geschichte folgt Paul Bäumer, einem jungen deutschen Soldaten, der sich voller Enthusiasmus für den Kriegsdienst meldet. Doch bald erkennt er die brutale Realität des Lebens an der Front. Jeder Tag im Schützengraben wird zu einem Kampf ums Überleben. Bergers Interpretation, die mit kraftvollen Bildern und beeindruckender Akustik glänzt, zieht das Publikum mitten in das Herz dieser dunklen Epoche.

Drehorte, Produzent, Besetzung von „Im Westen nichts Neues“

Im Westen nichts Neues“ feierte 2022 beim Toronto International Film Festival Premiere. Edward Berger führte Regie und beteiligte sich am Drehbuch. Das Drama adaptiert Erich Maria Remarques Roman von 1929 und stellt damit die dritte, aber erste deutsche Verfilmung dar. Felix Kammerer, ein Österreicher, verkörperte die Hauptfigur Paul Bäumer. Neben ihm wirkten Stars wie Albrecht Schuch, Aaron Hilmer und Daniel Brühl mit.

Der Film erzielte bei den Oscars 2023 beeindruckende Erfolge. Er erhielt neun Nominierungen und gewann in vier Kategorien, darunter „Bester internationaler Film“ und „Beste Kamera“ für James Friend. Dieser Triumph platziert ihn neben anderen nicht-englischsprachigen Filmen wie „Parasite“ mit vier Oscar-Auszeichnungen. Bei den British Academy Film Awards holte er sieben Preise, einschließlich „Bester Film“.

Kritiker lobten den Film für seine kraftvollen Botschaften und beeindruckende Inszenierung. Die Bilder am Anfang, die den Kreislauf des Krieges darstellen, sowie Pauls Tod, verdeutlichen die Endlosigkeit des Krieges. Anke Sterneborg betonte, wie Berger das Grauen des Krieges direkt auf die Zuschauer überträgt. Die visuellen Darstellungen, erschaffen von Berger und Kameramann James Friend, präsentieren den Krieg als apokalyptisches Szenario, das die Leinwand mit intensiver Wirkung füllt.

Handlung & Story vom Film „Im Westen nichts Neues“

Im Jahr 1917, kurz nach dem Ausbruch des Ersten Weltkriegs, entschließt sich Paul Bäumer, ein junger 17-Jähriger, seinen Teil für das Vaterland zu tun. Zusammen mit seinen Freunden Albert Kropp, Franz Müller und Ludwig Behm meldet er sich voller Enthusiasmus und Idealismus bei der kaiserlichen deutschen Armee. Diese Entscheidung erfolgt nach einer patriotischen und beeindruckenden Rede ihres Schulbeamten. Doch der Krieg ist nicht so, wie sie ihn sich vorgestellt haben. Bereits in ihren ersten Tagen an der Westfront in Nordfrankreich erleben sie die harte Realität des Stellungskrieges. Ludwig, einer ihrer engsten Freunde, findet in einer tragischen Artillerie-Attacke bereits in der ersten Nacht sein Ende.

Während sie sich versuchen, an das brutale Leben an der Front zu gewöhnen, kreuzen sich ihre Wege mit Stanislaus „Kat“ Katczinsky. Dieser erfahrene und ältere Soldat wird zu einer Vaterfigur für die jungen Rekruten. Er zeigt ihnen die Überlebenstricks und bringt ihnen bei, wie man trotz der widrigen Umstände den Alltag im Schützengraben meistert. Das Kriegsgeschehen wird jedoch immer brutaler und zermürbender. Die Kameradschaft zwischen ihnen vertieft sich, besonders zwischen Paul und Kat, die trotz aller Unterschiede eine enge Verbindung aufbauen.

Politik und Krieg

Parallel zu den Geschehnissen an der Front verfolgt der Film die politischen Entwicklungen in Deutschland. Matthias Erzberger, der deutsche Staatssekretär, wird aufgrund der immer weiter steigenden Verlustzahlen immer skeptischer gegenüber dem Krieg. Er trifft sich mit dem deutschen Oberkommando, um die Notwendigkeit von Waffenstillstandsverhandlungen mit den Alliierten zu diskutieren. Währenddessen nutzen Paul und Kat die seltene Gelegenheit eines Waffenstillstands, um sich eine kurze Verschnaufpause zu gönnen. Sie stehlen eine Gans von einem nahegelegenen Bauernhof. Dieser kleine Moment des Glücks und der Normalität wird geteilt mit Albert, Franz und Tjaden Stackfleet, einem weiteren Veteranen. Es sind solche kleinen Augenblicke, die ihnen helfen, die Schrecken des Krieges kurzzeitig zu vergessen.

Die politische Situation in Deutschland wird jedoch immer angespannter. Am 9. November besteigen Erzberger und seine Delegation einen Zug zum Wald von Compiègne. Ihr Ziel: Ein Waffenstillstand mit den Alliierten. Währenddessen erleben Paul und seine Kameraden erneut einen Schock: Sie entdecken 60 tote Rekruten, die eigentlich als Verstärkung für ihre Einheit vorgesehen waren. Die jungen Männer hatten ihre Gasmasken zu früh abgenommen und sind elendiglich gestorben. Die Nachricht vom geplanten Angriff von General Friedrichs, der nicht an einen Waffenstillstand glaubt, trifft die Einheit hart. Sie wissen, dass ein weiterer Angriff viele ihrer Kameraden das Leben kosten könnte.

Die entscheidenden Tage des Krieges brechen an. Am 10. November erreichen die Deutschen nach einem harten Nahkampf einen vorübergehenden Sieg über die französische Frontlinie. Doch ein Gegenangriff zwingt sie zum Rückzug. Bei dieser Schlacht verlieren Paul und seine Freunde. Paul tötet traumatisiert einen französischen Soldaten. Das Ende des Krieges naht mit der Abdankung Kaiser Wilhelms II. und Erzbergers Befehl, den Waffenstillstand der Alliierten zu akzeptieren. Am 11. November tritt der Waffenstillstand in Kraft. Doch bis zuletzt sind die Soldaten in Gefahr, und Paul stirbt in den Armen eines jungen Rekruten.

Fazit & Kritiken zum Film „Im Westen nichts Neues“

Mit dem Unterstützung der Netflix-Finanzierung schafft es Edward Berger, eine intensive Neuverfilmung von Erich Maria Remarques „Im Westen nichts Neues“ auf die Leinwand zu bringen. Die Visualisierung und Akustik ziehen das Publikum unmittelbar in den grausamen Kriegsalltag. Berger konzentriert sich auf den brutalen Überlebenskampf der jungen Soldaten. Dabei blendet er zugleich tiefgründige Szenen der Friedensverhandlungen ein, die allerdings manchmal zu direkt wirken. Trotz allem setzt diese Adaption neue Maßstäbe und macht den Film zu einem wichtigen Kandidaten für die Oscars 2023.

Paul Bäumer, ein junger Abiturient, wird schnell mit der brutalen Realität des Krieges konfrontiert. Dabei werden seine Erwartungen zerschlagen, sobald er im dreckigen Schützengraben landet und ums Überleben kämpft. Nicht nur zeigt der Film den blutigen Kampf, sondern auch die sinnlose Vernichtung menschlichen Lebens. Obwohl Berger auf längere Rückblenden und Heimurlaubszenen verzichtet, wird dadurch die Isolation der Soldaten und die Absurdität des Krieges intensiver dargestellt. Zudem ist seine Darstellung schonungslos und zeigt die wahren Schrecken des Krieges, wobei die Soldaten namenlos bleiben und sich gegenseitig töten, weil es befohlen wurde.

Die akustische Untermalung von Volker Bertelmann verleiht der Handlung nicht nur eine beklemmende Atmosphäre, sondern durch den seltenen Einsatz von Orchestermusik und zugleich der Vorherrschaft eines bedrohlichen Dröhnens entsteht eine eindringliche Spannung. Zudem erhöht die Kameraarbeit von James Friend diese Spannung weiter und lässt den Zuschauer mitten im Geschehen fühlen. Währenddessen fügt Berger ebenfalls reale Figuren und Szenen außerhalb des Schützengrabens hinzu, die die Friedensverhandlungen und die Absurdität des Krieges darstellen. Schließlich machen das neu interpretierte Ende sowie die Betonung der Anti-Kriegsbotschaft diesen Film zu einer kraftvollen Adaption eines Literaturklassikers.

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