Von der Leinwand ins Wohnzimmer: Wie Streaming das Kinoerlebnis verändert

In einer Welt, in der Technologie und Digitalisierung unser tägliches Leben immer stärker prägen, hat das Aufkommen von Streaming-Diensten die Art und Weise, wie wir Filme konsumieren, revolutioniert. Das traditionelle Kinoerlebnis, das einst von der kollektiven Magie eines dunklen Saals und dem Flimmern der großen Leinwand geprägt war, steht nun im Wettbewerb mit der Bequemlichkeit und Vielfalt, die Streaming-Dienste direkt in unsere Wohnzimmer bringen. Was bedeutet das für Kinos, Filmemacher und vor allem für uns, die Zuschauer?

Historischer Rückblick: Der Aufstieg der Streaming-Dienste

Es war einmal eine Zeit, in der das Kino der unangefochtene König des Filmerlebnisses war. Kinos waren Orte des Staunens, an denen Menschen sich versammelten, um die neuesten Filmproduktionen auf der großen Leinwand zu sehen. Heute gibt es mehr Auswahl darin, wie Hollywood-Blockbuster und mehr angeschaut werden.

1. Die Evolution der Heimunterhaltung begann mit der Einführung des Fernsehens, später gefolgt von VHS-Kassetten und DVDs, die es den Menschen ermöglichten, Filme bequem von zu Hause aus zu genießen.
2. Doch in den späten 2000er Jahren trat eine neue Technologie auf den Plan, die die Filmwelt erneut verändern sollte: das Streaming. Plattformen wie Netflix und Amazon Prime boten Abonnenten unbegrenzten Zugriff auf Tausende von Filmen und TV-Shows – ganz ohne Werbung oder lästige Leihfristen.
3. Dieser Service-Boom ging Hand in Hand mit dem Aufkommen von High-Speed-Internet und Smart-TVs, die den Filmgenuss in HD oder sogar 4K-Qualität ins heimische Wohnzimmer brachten. Was einst als Nischenangebot begann, wuchs rasch zu einem milliardenschweren Geschäft heran, das von immer mehr Anbietern dominiert wurde.
4. Angetrieben durch die Ausgangs- und Kontaktbeschränkungen der Covid-Pandemie wurden selbst Kino-Prämieren komplett in das Internet verlegt. Wer möchte, findet heute nicht nur alte Schinken und Serien, sondern auch die aktuellsten und besten Filme auf Amazon Prime und seinen Konkurrenten. Wenn sie nicht im Abo enthalten sind, sind die Kosten für den digitalen Zugang in der Regel günstiger, als ein Kinoticket.

Heute, in der Ära von Disney+, HBO Max und vielen anderen, hat das Streaming die Art und Weise, wie wir Filme konsumieren, dauerhaft verändert, und die Grenzen zwischen Kino, Fernsehen und Heimunterhaltung verschwimmen immer mehr.

Verändertes Konsumverhalten: Immer und überall flexibles Filmvergnügen

Streaming-Dienste haben die Landschaft der Film- und Fernsehkonsumption neu gestaltet:

• Binge-Watching

  Anstatt wöchentlich auf eine neue Episode einer Serie zu warten, haben Zuschauer nun die Möglichkeit, ganze Staffeln in einem Rutsch anzusehen. Dieses intensive Eintauchen in eine Geschichte ermöglicht es, komplexe Handlungsstränge und Charakterentwicklungen in kurzer Zeit zu erleben, wodurch die Bindung an die jeweilige Serie intensiviert wird.

• Große Auswahl & Flexibilität

  Streaming-Dienste bieten uns eine beispiellose Auswahl an Filmen und Serien, die wir jederzeit und überall ansehen können – ob auf dem Smartphone in der U-Bahn, auf dem Tablet im Bett oder auf dem Großbildfernsehen im Wohnzimmer. Diese Flexibilität hat auch dazu geführt, dass der klassische Fernsehzeitplan an Bedeutung verloren hat.

• Hohe Kontrolle

  Anstatt sich nach festen Sendeterminen zu richten, wählen die Zuschauer jetzt, was sie sehen möchten und wann sie es sehen möchten. Hinzu kommt die Möglichkeit, Filme und Serien nach individuellen Vorlieben zu pausieren, vor- oder zurückzuspulen, was dem Zuschauer eine bisher ungekannte Kontrolle über sein Seherlebnis gibt.

Das traditionelle, passive Fernseherlebnis hat sich dank der Streaming-Dienste also in ein aktives, personalisiertes Medienvergnügen verwandelt.

Während die meisten Menschen diesen neuen Service schätzen, fehlt vielen Menschen der besondere Event-Charakter, den das wöchentlich Schauen oder Kinobesuche einst hatten. Der Vorteil liegt darin, dass diese Personen selbst entscheiden können, wie umfangreich sie das Streaming nutzen möchten. Ihnen steht es frei, es weiterhin mit dem Live-Kinoerlebnis verbinden.

Auswirkungen auf die Filmindustrie: Streaming-Giganten vs. traditionelle Filmstudios

Die Filmindustrie hat seit jeher in Wellen von Veränderungen und Anpassungen gelebt, doch die Auswirkungen des Streaming sind tiefgreifend und vielschichtig:

• Finanzierung

  Ein offensichtlicher Wandel ist die Art und Weise, wie Filme finanziert und produziert werden. Streaming-Dienste wie Netflix und Amazon Prime verfügen über enorme Budgets, die sie in exklusive Eigenproduktionen investieren.

  Diese „Originals“ sind oft hochkarätig besetzt und produziert und können in Qualität und Ambition problemlos mit Kinoproduktionen mithalten.

  Dieses Finanzierungsmodell steht im Kontrast zu dem traditioneller Filmstudios, die sich auf Box-Office-Einnahmen und später auf DVD- und Blu-ray-Verkäufe verlassen haben. Mit dem Aufstieg des Streamings sind insbesondere die Einnahmen aus physischen Medien stark zurückgegangen, was die Studios dazu zwingt, ihre Geschäftsmodelle zu überdenken.

• Distribution

  Ein weiterer Punkt der Veränderung ist das Distributionsmodell. Früher war es üblich, dass Filme zuerst im Kino gezeigt wurden, bevor sie für den Heimkonsum verfügbar waren. In der Streaming-Ära gibt es jedoch immer mehr Fälle, in denen Filme gleichzeitig im Kino und auf Streaming-Plattformen veröffentlicht werden oder sogar exklusiv auf einer Streaming-Plattform erscheinen.

  Diese Praxis, bekannt als „Day-and-Date“-Release, hat zu Spannungen zwischen Filmemachern, Studios und Kinobetreibern geführt.

• Erfolgsmessung

  Schließlich hat das Streaming auch die Art und Weise verändert, wie Erfolg gemessen wird. Während Kinoeinnahmen leicht quantifizierbar sind, halten Streaming-Dienste ihre Zuschauerzahlen oft unter Verschluss, was zu Unsicherheit und Spekulationen in der Branche führt.

  In dieser neuen Ära wird der Erfolg eines Films nicht nur an den Einnahmen gemessen, sondern auch an der Anzahl der Streams, der Zuschauerbindung und anderen, weniger greifbaren Metriken.

Aufgrund solcher Änderungen sind viele Reibungen zwischen verschiedenen Branchen entstanden. Ein aktuelles Beispiel sind die langandauernden Streiks von Autoren und Schauspielern, die in den USA vorliegen. Sie verlangen unter anderem neue Verträge, da die alten Dokumente Faktoren wie die Streaming-Dienste noch nicht beachten.

Anders, als es in der Fernseh-Ära üblich war, erhalten Autoren beispielsweise keine steigenden Einnahmen mehr, die früher an die wiederkehrenden Ausstrahlungen ihrer Werke auf Fernsehsendern gebunden waren. Die Zahl an Personen, die eine Serie oder einen Film streamen, hat keine Auswirkungen auf ihr Gehalt.

Angesichts der aktuellen Verhandlungen und bereits getroffener Abnahmen werden sich diese Strukturen hoffentlich bald ändern.

Fazit

Die Transformation des Filmkonsums durch das Streaming ist beispiellos. Während das Kinoerlebnis immer einen besonderen, kollektiven Zauber behalten wird, ist es nicht mehr das einzige Medium, das uns in fremde Welten entführt. Streaming-Dienste haben das Spielfeld verändert und bieten Bequemlichkeit, Vielfalt und Individualität.

Doch mit dieser Revolution kommen auch Herausforderungen, insbesondere für die Filmindustrie, die sich an die neuen Gegebenheiten anpassen muss. Autoren, Schauspieler und Produzenten ringen darum, in einer Ära fair entlohnt zu werden, in der traditionelle Einnahmequellen verschwinden und sich Erfolgsmetriken verändern.

Trotz der Unsicherheit und der anhaltenden Debatten lässt sich eines nicht leugnen: Streaming hat das Filmerlebnis demokratisiert und bietet Zuschauern weltweit Zugang zu Geschichten, die sie sonst vielleicht nie gesehen hätten. Es ist eine Zeit des Wandels und der Neuerfindung, und es bleibt spannend zu beobachten, wie sich das Gleichgewicht zwischen der großen Leinwand und dem kleinen Bildschirm weiterentwickelt. In Zukunft werden sich die Streaming-Services noch weiter auf unser Leben ausüben. Netflix arbeitet zum Beispiel bereits an weiteren Weiterentwicklungen, wie Netflix-Games.